COP26 – Was wurde erreicht?

Bei der 26. UN-Klimakonferenz stand die Frage im Vordergrund, wie die Ziele des Übereinkommens von Paris zu erreichen sind. Mit dem Klimapakt von Glasgow wurde das 1,5°C-Ziel bekräftigt, das Regelwerk für die Umsetzung des Pariser Übereinkommens finalisiert und die Relevanz der Anpassung unterstrichen. Die Staaten sind aufgerufen, ihre nationalen Klimaschutzziele bis Ende 2022 nachzubessern.

Foto kleines Bäumchen in einer Hand

An die 26. UN-Klimakonferenz wurden enorm hohe Erwartungen gestellt, die mediale Aufmerksamkeit war groß. Über die Ergebnisse gehen die Meinungen auseinander. Aus der Sicht der Wissenschaft und von Umweltorganisationen sind die getroffenen Beschlüsse ein unzureichender Minimalkompromiss. Auch der Generalsekretär der Vereinten Nationen Antonio Guterres und viele Delegierte haben sich mehr erhofft. Viele Stimmen sehen die Ergebnisse dennoch positiv, da eine neue Dynamik entstanden ist, um den Ausstieg aus fossilen Energieträgern zu beschleunigen.

Bekräftigung des 1,5-Grad-Ziels

Positiv anzumerken ist, dass im Glasgow Klimapakt die Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels bekräftigt wird. Um dieses zu erreichen, ist eine rasche, tiefgreifende und nachhaltige Verringerung der Treibhausgasemissionen erforderlich ist. Festgehalten ist, dass der Ausstoß des klimaschädlichen CO2 weltweit noch in diesem Jahrzehnt um 45 % sinken muss, wenn das 1,5-Grad-Limit erreichbar bleiben soll. Bis Mitte des Jahrhunderts sollen die Emissionen auf netto null reduziert werden. Die Entscheidung von Glasgow stärkt damit erheblich die Vorgaben des Pariser Übereinkommens.

Die bisher von den Staaten vorgelegten nationalen Klimaschutzziele (Nationally Determined Contributions - NDCs) reichen jedoch nach wie vor nicht aus, um das 1,5-Grad- Ziel zu erreichen. Vor diesem Hintergrund wurde eine Nachbesserung der NDCs bis Ende 2022 beschlossen. Alle Staaten werden ermutigt, alle fünf Jahre aktualisierte nationale Klimapläne einzureichen. Die eingereichten Beiträge müssen ambitionierter als die vorangegangenen NDCs sein.

Für viele enttäuschend war die in den letzten Minuten noch abgeschwächte Formulierung zum Ausstieg aus Kohle und der Abschaffung von Subventionen für fossile Brennstoffe. Ohne beschleunigte Abkehr von der Kohle wird nach Szenarien der Internationalen Energieagentur das 1,5-Grad-Ziel nicht zu erreichen sein. Trotz der Abschwächungen wird der Beschluss als wichtiges Signal für den Ausstieg aus fossiler Energie gesehen. Hoffnung geben mehrere Initiativen, die in Glasgow gestartet wurden, wie z. B. die neu vereinbarte Partnerschaft zwischen EU, Großbritannien, der USA und Südafrika für einen sozial gerechten Kohleausstieg.

Regelwerk zum Pariser Übereinkommen

Eine wesentliche Aufgabe der COP26 bestand in der Finalisierung des Regelwerks zur Umsetzung des Pariser Übereinkommens, um beispielsweise die Bilanzberichte zum Treibhausgas-Ausstoß der Länder oder die Maßnahmenumsetzung transparent und vergleichbar darzustellen. Weiters müssen die Länder über die Verwendung von finanziellen Mitteln zum Klimaschutz und über Anpassungsmaßnahmen berichten. In Glasgow konnten die ausstehenden Elemente zu Transparenz und Marktmechanismen (Zertifikatehandel) als wichtiges Ziel der COP26 fixiert werden. Einer der Hauptstreitpunkte der letzten Jahre, wie die Doppelzählung von Emissionseinsparungen, konnte vermieden werden. Einen Kompromiss stellt die Anrechenbarkeit von Zertifikaten aus dem Clean Development Mechanism (CDM) des Kyoto-Protokolls dar, die nach dem 1.1.2013 registriert wurden. Frau Bundesministerin Leonore Gewessler hat für die EU das Thema Marktmechanismen verhandelt.

Stärkere Anerkennung von Anpassung

Mit äußerster Besorgnis wird auf die in allen Regionen der Welt spürbaren Auswirkungen der Klimakrise hingewiesen. Um eine bessere Balance zwischen Klimaschutz und Klimawandelanpassung herzustellen und eine stärkere Anerkennung von Anpassung zu erreichen, wird in den nächsten zwei Jahren über ein globales Anpassungsziel diskutiert. Dazu wurde das sogenannte “Glasgow-Sharm el-Sheikh Work Programme on the Global Goal on Adaptation” aufgesetzt. In die Diskussionen wird der kommende Bericht der Arbeitsgruppe 2 „Folgen, Anpassung und Verwundbarkeit“ des IPCC einbezogen. Ein erster Bericht zum Arbeitsprogramm wird bei der COP27 vorgelegt werden.

Klimafinanzierung und Umgang mit klimabedingten Schäden und Verlusten

Die Staatengemeinschaft hat sich zum Ziel gesetzt, ab 2020 jährlich 100 Milliarden US-Dollar für Klimaschutz und Klimaanpassung für ärmere Länder zur Verfügung zu stellen. Dieser Betrag wird voraussichtlich erst 2023 erreicht werden. Die Entwicklungsländer forderten eine Aufstockung der Anpassungsfinanzierung, um ein ausgewogenes Verhältnis der Finanzierung von Klimaschutz und Anpassung zu erreichen. Die Abschlusserklärung wertet Anpassungsfinanzierung mit einem eigenen Kapitel auf und fordert von den Geberländern zumindest eine Verdopplung der Anpassungsfinanzierung bis 2025 gegenüber 2019. Zum Umgang mit Schäden und Verlusten wurden nur geringe Fortschritte erzielt. Es wurde festgelegt, dass das Santiago Netzwerk für Schäden und Verluste Gelder für die technische Unterstützung bei klimawandelbedingten Schäden und Verlusten erhalten soll. In einem „Glasgow Dialogue“ wird in den kommenden zwei Jahren über die mögliche Ausgestaltung von Fonds betreffend Verluste und Schäden diskutiert. (MB, Dezember 2021)