RAINMAN: Starkregen-Risikobewertung in Europa
Im Rahmen des Central Europe Projektes RAINMAN haben Expertinnen des Umweltbundesamts Informationen zur Erkennung und Bewertung von Risiken aus Starkregenereignissen in zehn europäischen Ländern gesammelt und analysiert. Dabei wurden große länder- bzw. regionsspezifische Unterschiede festgestellt. Die erhobenen Daten bilden nun die Basis für die Entwicklung eines Leitfadens sowie eines Maßnahmenkatalogs zur Reduktion von Risiken aus Starkregenereignissen. Die Endergebnisse sollen 2020 vorliegen.
Starkregenereignisse nehmen in ganz Europa zu und treffen Städte, Dörfer und ganze Landstriche mit sehr kurzer Vorwarnzeit. Im Projekt RAINMAN wird untersucht, wie man Risiken von Starkregenereignissen erkennen und bewerten kann und wie daraus Vorsorge- und Managementmaßnahmen abgeleitet werden können. Expertinnen des Umweltbundesamtes haben nun Informationen zur Gefahrenvorsorge in zehn europäischen Ländern gesammelt und analysiert (siehe Scoping Study). Im Fokus des Berichts steht, wie nationale und regionale Behörden in Österreich, Belgien, Tschechien, Deutschland, der Schweiz, Ungarn, den Niederlanden, Polen, Großbritannien und Kroatien die Gefahren von Starkregenereignissen bewerten und abbilden. Das Methodenspektrum reicht dabei von GIS-basierten Methoden über Expertenbeurteilungen bis zur computerbasierten Modellierung von Starkregenereignissen. Diese Methoden bilden die Grundlage für Schutzmaßnahmen wie Frühwarnsysteme, Katastrophenschutzmaßnahmen oder den technischen Schutz von Objekten oder Grundstücken.
Andere Länder, andere Methoden
Die unterschiedlichen Methoden zum Erkennen und Bewerten von Risiken aus Starkregenereignissen basieren auf verfügbaren Daten, lokalen Geländeeigenschaften, der Art der Schutzgüter und auf den Charakteristika lokaler Starkregenereignisse. Bis dato haben nur wenige Verwaltungen bundes- oder landesweit abgestimmte Vorgehensweisen für die Gefahrenabschätzung. Zum Beispiel werden im Burgenland, in Niederösterreich und in Tschechien kostengünstige Fließwegeanalysen genutzt, um damit auf das Gefahrenpotenzial durch Starkregen hinzuweisen. Auf der Grundlage eines digitalen Höhenmodells werden hierzu Geländesenken und Tiefenlinien (Fließwege) identifiziert und daraus Abflusswege und mögliche Überflutungsbereiche abgeleitet. In einzelnen Gemeinden in der Steiermark, in Baden-Württemberg, Bayern, England und Wales werden Starkregenereignisse auf Basis von vorgegebenen statistischen Bemessungswerten für Niederschlag mit Hilfe von Computermodellen analysiert und Überflutungsflächen und Wassertiefen ermittelt. Auf dieser Grundlage werden Hochwasser-Gefahrenkarten für Starkregenereignisse erstellt und veröffentlicht.
Die Studie zeigt, dass die Gefahren von Starkregen in Europa nicht einheitlich erhoben und dargestellt werden. Die Methoden, die schon jetzt in der Verwaltung zum Einsatz kommen, dienen den Expertinnen und Experten im Projekt RAINMAN als Basis für die weiteren Arbeiten, wie z.B. einem Methoden-Leitfaden und einem Maßnahmenkatalog zur Reduktion von Risiken aus Starkregenereignissen.
Zum Projekt:
In RAINMAN entwickelt das Umweltbundesamt Wien gemeinsam mit neun Partnern aus Österreich, Deutschland, Ungarn, Tschechien, Polen und Kroatien bis zum Jahr 2020 praxisorientierte innovative Hilfsmittel für das Risikomanagement von Starkregen-Ereignissen. Die Hilfsmittel werden zu einer Toolbox zusammengestellt, mit der die Risiken von Starkregenereignissen beurteilt, kartografisch dargestellt und verringert werden können. Sie soll auf andere Regionen übertragbar sein und hilft bei der Ausweisung von Starkregen-Risikogebieten und der Erstellung von Hochwasserrisikokarten. Zudem werden in ausgewählten Modellregionen Prognose- und Frühwarnsysteme installiert, durch die Bürgerinnen und Bürger rechtzeitig gewarnt und Maßnahmen zum Schutz von Mensch und Infrastruktur ergriffen werden können. Den Umgang mit diesen Systemen und den Einsatz des neuen Kartenmaterials trainieren Behörden, Freiwilligenorganisationen und weitere Stakeholder in Schulungen für den Ernstfall.
Das Projekt RAINMAN wird vom Sächsischen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie geleitet. Neben dem Umweltbundesamt beteiligen sich das Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus sowie die Ämter der Landesregierungen von Oberösterreich und der Steiermark am Projekt.
Das Projekt RAINMAN wird durch das Interreg CENTRAL EUROPE Programme gefördert. (MO, Februar 2019)