Sind Österreichs Wälder klimafit? – Neue Studien berichten

Österreich verfügt über einen Waldanteil von fast 50 % und schaut zurück auf eine lange forstwirtschaftliche Tradition. Die Holzbranche ist seit Jahrzehnten einer der größten Exportfaktoren des Landes. Wie aber ist es um den Zustand der Wälder abseits von wirtschaftlichen Kriterien bestellt? Welche Gefahren birgt der Klimawandel und wie können wir diese überwinden? Ein neuer Waldbericht, eine Broschüre und weitere Online-Tools geben Auskunft.

WWF – Waldbericht 2020

Mit dem neuen WWF-Bericht „Wald in der Krise“ liegt erstmals eine umfassende Analyse des heimischen Waldes mit Fokus auf Natur- und Klimaschutzfunktionen vor. Und diese gibt Anlass zur Sorge: Aufgrund der intensiven Bewirtschaftung ist der Anteil an artenreichem Naturwald mit rund 10 % in Österreich nur noch sehr gering. Die intensive Nutzung führt zu Baumbeständen, die gleich alt und homogen sind, und zu weit weniger Entfaltungsmöglichkeiten für die Natur sowie einer höheren Anfälligkeit für Schädlingsbefall und Umweltschäden.

Laubwald

Im Vergleich dazu lassen Naturwälder durch eine typische Abfolge von Entwicklungsphasen ein buntes Mosaik von Arten und Lebensräumen entstehen. Solche Waldbestände kommen weitaus besser mit den Einflüssen des Klimawandels zurecht und bieten darüber hinaus Lebensraum für gefährdete Arten. Der Waldbericht 2020 zeigt aber eine bedenkliche Tendenz auf: Die ökologisch wichtige Entwicklung hin zu mehr Durchmischung lässt deutlich nach. Hat der Laubholz- und Mischwaldanteil von Anfang der 1990er bis in die frühen 2000er Jahre noch um drei Prozent zugenommen, lag das Plus in Folge bis zum Beobachtungszeitraum 2007/2009 nur noch bei zwei Prozent und schrumpfte in der aktuellen Periode 2016/2018 auf nur ein Prozent.

Der starke menschliche Einfluss durch Baumentnahmen, den Forststraßenbau sowie überhöhte Wildstände führt vielerorts zu labilen Wäldern, die schädlingsanfällig sind und weder für die Biodiversität noch im Kampf gegen die Klimakrise eine große Hilfe darstellen. Der WWF-Bericht kommt zu dem Schluss, dass ein Umdenken in der Waldbewirtschaftung unumgänglich ist. Naturnahe Wälder haben eine wesentliche Bedeutung für den Klima- und Naturschutz, diese wichtige Tatsache erfordert eine Ökologisierung der Forstpraxis.

Bisher erarbeitete Studien zu Österreichs Wäldern, wie die Österreichische Waldinventur oder regelmäßige Waldberichte des Landwirtschafts- und Forstministeriums, legen den Fokus klar auf forstwirtschaftliche Daten. Im Vergleich dazu versucht die neue Analyse „Wald in der Krise“ die Natur- und Klimaschutzfunktionen des Waldes mit der forstwirtschaftlichen Geschichte und Praxis in Zusammenhang zu stellen und leistet damit einen Beitrag zu einer wissensbasierten Diskussion über die Zukunft des österreichischen Waldes. Der Waldbericht 2020 wurde vom Naturschutz-Forschungsinstitut E.C.O. Institut für Ökologie im Auftrag des WWF Österreich erstellt.

In 7 Schritten in den Wald der Zukunft – ein Online-Portal der ÖBF

Eine neue interaktive Seite der Österreichischen Bundesforste (ÖBF) veranschaulicht, wie sich die Waldflächen der ÖBF in Zukunft mit der Klimaerhitzung verändern werden. Mehr Wärme und Trockenheit bewirken eine Verschiebung der Waldgrenze nach oben und führen zur Begünstigung von trockenheitsverträglichen Baumarten, während andere Arten verschwinden werden.

Ein ansprechendes Design, untermalt von artgetreuem Vogelgezwitscher, lädt ein, per Mausklick durch den Wald der Zukunft zu wandern. Jeder Klick verrät, wie sich bestimmte Baumarten bis 2100 entwickeln werden und zeigt dies auch bildhaft. Neben den Baumarten erfährt man auch, wie es den wichtigsten Tierarten des Waldes, zum Beispiel dem Dreizehenspecht, Reh und Hirsch oder dem Birkwild in Zukunft ergehen wird. Die Annahmen beruhen auf einer klimaangepassten Bewirtschaftungsweise, denn die Bundesforste bauen schon heute am klimafitten Wald der Zukunft.

Die neue Website bietet neben dem interaktiven Teil auch kompakte Information zu den Beweggründen und Maßnahmen, deren Umsetzung bereits begonnen hat. „In Zukunft wird der Wald in einigen Regionen anders aussehen als wir ihn heute kennen. Er wird bunter werden, artenreicher und durchmischter. Nur mit einem Baumarten-Mix, der zum jeweiligen Waldort passt, kann der Wald die Herausforderungen des Klimawandels bestehen.“ Physische Waldführungen in ganz Österreich und ein Waldquiz runden das Angebot des sehr informativen, bunt und kurzweilig gestalteten Online-Portals der ÖBF ab.

Plattform „Klimafitter Wald“ in neuem Look

Das Bundesforschungszentrum für Wald (BFW) hat, unterstützt von Bund, Ländern und Europäischer Union, gemeinsam mit der Landwirtschaftskammer OÖ, dem Gemeindebund Österreich und der Steindlegger ISS die Plattform „Klimafitter Wald“ neu aufgesetzt. Geleitet von dem Motiv, den Waldbesitzerinnen und Waldbesitzern eine praktische Online-Hilfestellung in die Hand zu geben, finden sich viele Informationen kompakt und bildreich aufbereitet. Der Menüpunkt Wald im Bild geht der Frage nach, wie viel Licht und Platz Bäume in ihrer Entwicklung benötigen. Fotos von Jungwäldern und anklickbare Info-Buttons machen neugierig auf die bereitgestellten Tipps zur Bewirtschaftung. Kaum eine Frage bleibt unter der Kategorie „Fragen und Antworten“ offen, wo zu allen relevanten Themen, von der Baumartenwahl über die Waldpflege und Schädlingsvorbeugung, bis zum Schutz vor Naturgefahren sowie Maßnahmen zur Förderung von Biodiversität und zur Anpassung an den Klimawandel. Auch Unterstützungs- und Weiterbildungsangebote sowie rechtliche Hilfestellung finden sich darunter. Buchempfehlungen und eine Linksammlung runden das umfassende Angebot ab. Die neue Plattform ist ein wesentlicher Schritt auf dem Weg, den eigenen Leitsatz umzusetzen: „Gemeinsam optimieren wir den Beitrag der Österreichischen Wälder zum Klimaschutz."

Startseite von www.Klimafitterwald.at

Wald.Klima.Fit.

Die 2020 erschienene Waldbroschüre der Landwirtschaftskammer Österreich beleuchtet die Veränderungen, die sich für die Waldbewirtschaftung aufgrund des Klimawandels ergeben. Sie zeigt anhand einer Matrix, wie das Schadensrisiko je Bestand eingeschätzt werden kann und geht darauf ein, wie man einen Borkenkäferbefall erkennt und welche Maßnahmen zu ergreifen sind. Ein Kapitel ist der standortangepassten Baumartenwahl gewidmet, die das klimawandelbedingte Risiko maßgeblich minimieren kann. Angaben, wann und wie die Dickungspflege und Durchforstungsmaßnahmen bei Laub- und Nadelholzbeständen durchgeführt werden sollen, werden durch übersichtliche Tabellen illustriert. Auch angesprochen wird, wie Stressfaktoren vermieden werden können und was wildgerechter Waldbau bedeutet. In der Broschüre befinden sich ebenso Hinweise zu zahlreichen andere Unterlagen, die Waldbesitzerinnen und -besitzer bei ihren Entscheidungen unterstützen. Schließlich wird auf die Bedeutung des Waldes für den Klimaschutz eingegangen.

Waldbrandrisikokarte 2001 – 2020 veröffentlicht

Auf der Website der naturgefahren.at steht die neue Waldbrand-Risikokarte für Österreich zum Download zur Verfügung. Die Karte zeigt das Waldbrandrisiko auf Bezirksebene bzw. für jede Statutarstadt in Österreich (die Stadt Wien wurde für diese Auswertung als Einheit betrachtet). Grundlage für die Erstellung der Waldbrand-Risikokarte stellen die Daten der österreichischen Waldbrand-Datenbank dar. Sämtliche erhobenen Waldbrandereignisse in der Periode von 2001 bis 2020 wurden herangezogen.

Brennender Wald

In die Darstellung sind Parameter wie die Anzahl der Waldbrände, die Gesamtbrandfläche, die Waldfläche mit Objektschutzfunktion, die Waldfläche mit Standortschutzfunktion und die Waldfläche ohne vorrangige Schutzfunktion eingeflossen. Die Datenbasis stammt aus sieben Basiskarten, die über eine Gewichtsfunktion miteinander verknüpft sind. Das BFW und BMLRT stellten Geodaten zur räumlichen Verteilung des Waldes bereit.

Die Waldbrand-Risikokarte ermöglicht die Einschätzung des nationalen Waldbrand-Risikos. Mehr als die Hälfte der Bezirke bzw. Statutarstädte Österreichs ist von einem mittleren Risiko betroffen, in großen Teilen Tirols, Osttirols, Kärntens und im Gebiet des südlichen NÖ/Nordburgenland besteht sogar ein sehr hohes Waldbrandrisiko.

Diese Karte orientiert sich an den Kriterien des Europäischen Waldbrand-Informationssystems (EFFIS) und dem Joint Research Center (JRC) und leistet einen notwendigen Beitrag zur Identifizierung von Problemfeldern und Herausforderungen im Bereich der Waldbrandentstehung und -bekämpfung. Darüber hinaus unterstützt sie die Anforderungen hinsichtlich der geplanten Umsetzung des Waldfondsgesetzes. (EM, April 2021)