Wie gehen wir mit unseren Böden um?
Unsere Böden nehmen eine zentrale Rolle bei der Bewältigung des Klimawandels und der Anpassung ein. Sie sind Speicher für Kohlenstoff, Nährstoffe und Wasser, sind wichtig für die Nahrungsmittelproduktion und die Biodiversität. Der Verbrauch an Fläche in Österreich ist aber nach wie vor viel zu hoch. Wie können wir die Herausforderungen zum Schutz unseres Bodens bewältigen? In Deutschland wurde mit dem kommunalen Flächenrechner ein neues Planungsinstrument geschaffen.
Die aktuellen Zahlen des Umweltbundesamtes belegen, dass es auch im Jahr 2021 zu keiner substanziellen Verringerung des Bodenverbrauchs gekommen ist. Im vergangenen Jahr wurden pro Tag 10 Hektar zusätzlich an Fläche beansprucht, im Durchschnitt der letzten drei Jahre sind es 11,3 Hektar täglich. Mit Abstand die meiste Fläche beanspruchten dabei Bau- und Betriebsflächen. Von den beanspruchten 10 Hektar sind an jedem Tag 5,8 Hektar an Boden durch Versiegelung dauerhaft verloren gegangen und damit ebenso die natürlichen Funktionen des Bodens, die auch für die Klimawandelanpassung wichtige Leistungen erfüllen.
Unser Boden stellt den wichtigsten Kohlenstoffspeicher in Landökosystemen dar. Für den Klimaschutz muss daher möglichst viel unbebauter Boden erhalten werden. Gleichzeitig nehmen Böden die wichtigste Rolle in der Nahrungs- und Futtermittelproduktion ein. Genau diese Flächen haben aber in den vergangenen 30 Jahren die größten Nutzungsänderungen erfahren. Ackerflächen und Grünland wurden in Siedlungs- und Waldflächen umgewandelt. Wenn sich dieser Trend fortsetzt, ist es schwierig, die Ernährungssicherheit im Kontext der Klimakrise zu gewährleisten. Denn der Klimawandel wird durch höhere Temperaturen und vermehrt auftretende Trockenperioden die Ertragsfähigkeit der Böden in Österreich vermindern.
Wie lässt sich der Trend umkehren? Ein neues Tool aus Deutschland
Die Europäische Union hält als langfristiges Ziel in der Soil Strategy einen Netto-Null-Verbrauch ab 2050 fest. Wirksame Handlungsoptionen dazu zeigt der IPCC Sonderbericht über Klimawandel und Landsysteme (SRCCL, 2019) auf, wie etwa regional vernetzte Bodenmanagement-Strategien für Land- und Forstwirtschaft sowie für Privatwirtschaft und Politik.
In Deutschland wurde bereits begonnen, das Thema und seine Herausforderungen greifbar zu machen. Der kommunale Flächenrechner wurde als Planungsinstrument ins Leben gerufen. Es handelt sich dabei um eine Webanwendung, mit der die Träger der kommunalen und regionalen Planung abschätzen können, was das regionale Herunterbrechen eines bundesweiten Flächensparzieles für sie bedeuten würde.
Dem Flächenrechner liegt die Überlegung zugrunde, die Flächenneuinanspruchnahme bundesweit zu kontingentieren, um die Ziele der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie zu erreichen. Das bedeutet, den Anstieg der Siedlungs- und Verkehrsfläche (Flächenneuinanspruchnahme) bis zum Jahr 2030 auf unter 30 Hektar pro Tag und bis zum Jahr 2050 durch den Übergang zu einer Flächenkreislaufwirtschaft sogar auf netto null zu senken.
Der kommunale Flächenrechner informiert einerseits über die in der Vergangenheit stattgefundene mittlere Flächeninanspruchnahme in Hektar pro Tag bzw. in Quadratmeter pro Jahr und Einwohner, andererseits über die bis 2023 vorgeschlagenen Kontingente einer Flächeninanspruchnahme. Die Abfrage erfolgt durch Eingabe des gesuchten Namens der Gemeinde (des Kreises / der Stadt, der Planungsregion, des Bundeslandes) oder durch Mausklick auf die gesuchte Region auf der angezeigten Karte.
Wenn auch noch nicht in allen Bundesländern Deutschlands quantitative Flächensparziele existieren, so bietet das Tool die Möglichkeit, ein konkretes Bild über die Größenordnung der erforderlichen Kontingente in den Ländern, Regionen und Gemeinden zu erhalten. Es unterstützt die Planungsbeauftragten, Entscheidungen in der kommunalen Bauleitplanung zugunsten des Boden- und Klimaschutzes zu treffen.
Um den Bodenverbrauch in Österreich zu reduzieren, hat die Österreichische Raumordnungskonferenz (ÖROK) im Herbst 2021 die Erarbeitung einer Bodenstrategie und ein Raumentwicklungskonzept beschlossen. Letzteres beinhaltet ein 10-Punkte-Programm zur Forcierung einer klimaverträglichen und nachhaltigen Raumentwicklung, angepasst an den Klimawandel. Als einen der wichtigsten Lösungsansätze für eine flächenschonende Landnutzung in der Zukunft empfiehlt die ÖROK eine Kompetenzverschiebung von der örtlichen auf eine überörtliche Ebene, um eine (Gemeinde-) grenzüberschreitende und langfristige Planung im Sinne des Boden- und Klimaschutzes sicherzustellen. (EM, April 2023)