Klima-Risiko-Index 2021
Unwetterereignisse wie tropische Stürme richten katastrophale Schäden an. 2019 waren Mosambik, Simbabwe und die Bahamas die am stärksten von Extremwetter betroffenen Länder. Dies zeigt der im Jänner 2021 veröffentlichte Globale Klima-Risiko-Index (KRI). Aber auch Industrieländer wie Deutschland leider unter wetterbedingten Schäden.
Der Globale Klima-Risiko-Index (KRI) zeigt auf, wie stark Länder von Wetterextremen wie Überschwemmungen, Stürmen, Erdrutschen, Dürreperioden und Hitzewellen betroffen sind. Untersucht werden die menschlichen Auswirkungen (Anzahl an Todesopfern) sowie die direkten ökonomischen Schäden und Verluste. Als Datengrundlage dient die Datenbank NatCatService von MunichRE, eine der weltweit umfangreichsten Datenbanken zur Analyse und Bewertung von Schäden aus Naturkatastrophen. Seit 1980 erfasst NatCatService systematisch und weltweit Informationen und Daten aus Extremereignissen. Zusätzlich fließen in die Analyse demographische Informationen (Bevölkerungsanzahl) sowie das Bruttoinlandsprodukt (BIP) des internationalen Währungsfonds. Auf Grundlage dieser Auswertungen veröffentlicht die Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch jährlich den Klima-Risiko-Index. In die neuste Auflage fließen die Daten aus dem Jahr 2019 und aus dem Zeitraum 2000 bis 2019. Der Bericht wurde Ende Jänner 2021, zu Beginn des 24-stündigen internationalen Klimaanpassungs-Gipfel (Climate Adaptation Summit), präsentiert.
Blick auf die letzten 20 Jahre
Stürme und ihre direkten Folgen wie Überflutungen und Erdrutsche zählten 2019 zu den zerstörerischsten Unwetterkatastrophen. 2019 wurden insbesondere die drei afrikanischen Länder Mosambik, Simbabwe und Mali durch den Wirbelsturm IDAI schwer getroffen. Dieser verursachte eine humanitäre Katastrophe und Schäden in Milliardenhöhe. Auf Platz 3 des Rankings liegen die Bahamas, welche der Hurrikan Dorian schwer beschädigte. Betrachtet man den Langfrist-Index der vergangenen 20 Jahre (2000-2019) hinsichtlich Todesopfer und wirtschaftliche Schäden, so führen das Ranking die Länder Puerto Rico, Myanmar und Haiti an.
Die Ergebnisse verdeutlichen, dass im weltweiten Vergleich Menschen in armen Entwicklungsländern am stärksten von Unwetterkatastrophen betroffen sind. Laut Bericht werden Staaten wie Haiti oder die Philippinen mittlerweile so oft von extremen Wettererscheinungen heimgesucht, dass eine Erholung kaum noch möglich ist.
Klimawandelfolgen- und anpassung
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind sich einig, dass der Klimawandel extreme Wettererscheinungen wahrscheinlicher macht. Auch aus dem 5. Sachstandsbericht des Weltklimarates (IPCC) geht hervor, dass bei einer Steigerung der globalen Temperaturen mit einer Zunahme von extremen Wettererscheinungen wie Tropenstürmen, Überschwemmungen, Starkniederschlägen und Hitzeperioden zu rechnen ist.
Allerdings, so betonen die Autorinnen und Autoren, erlauben die Ergebnisse keine Aussage darüber, welchen Einfluss der Klimawandel bereits bei diesen Extremereignissen hatte. Was aber sichtbar wird, ist die starke Verwundbarkeit von Staaten durch Klimarisiken, insbesondere jener von Entwicklungsländern. Die absoluten, finanziellen Schäden sind zwar in reichen Industrienationen höher, jedoch sind in einkommensschwachen Staaten Todesfälle, humanitäre Katastrophen und Elend durch Extremwetter viel wahrscheinlicher, da sie geringere Bewältigungskapazitäten haben. „Diese Länder, die am wenigsten zur Klimakrise beitragen, sind am schwersten davon betroffen, und benötigen dringend technische und wirtschaftliche Unterstützung, um sich an die Klimafolgen anpassen zu können“ fordert David Eckstein, einer der Autoren des Berichts.
Darüber hinaus wird betont, dass der Klimawandel bereits jetzt zu unvermeidbaren Verlusten und Schäden führt, und dies auch in Zukunft in zunehmendem Maße tun wird. In Anbetracht dessen ist es notwendig, sich mit den Verlusten und Schäden zu befassen, die durch Minderungs- und Anpassungsmaßnahmen nicht vermieden werden können. Insbesondere arme und verletzliche Länder sind auf humanitäre Unterstützung zur Soforthilfe und zum Wiederaufbau angewiesen. Aktuelle Zahlen jedoch zeigen, dass die derzeitige finanzielle Hilfe für Anpassung, Schäden und Verluste bei weitem nicht ausreicht. Germanwatch appelliert daher an wohlhabende Nationen für mehr Engagement bei der Unterstützung der ärmeren Staaten.
In Europa zählt Deutschland zu den am stärksten betroffenen Ländern. Durch die hohe Anzahl an Hitzetoten sowie durch Unwetterschäden in Milliardenhöhe liegt die Nation im Langfrist-Index an 18. Stelle weltweit. Dies verdeutlicht, dass auch wohlhabende Nationen zunehmend vom Klimawandel betroffen sind. Der KRI kann demnach als Warnsignal verstanden werden, sich zukünftig auf möglicherweise häufigere und intensivere Unwetterkatastrophen durch Vorsorge und Anpassung an den Klimawandel besser vorbereiten zu müssen. (CM, April 2021)