Klimakrise: Schlüsselrolle des Finanzsektors
Die Dekarbonisierung von Wirtschaft und Gesellschaft hat unmittelbare direkte und indirekte Auswirkungen auf den österreichischen Finanzsektor. Diese Erkenntnisse werden durch die Ergebnisse des Forschungsprojekts RiskFinPorto betont.
Klimabedingte Risiken für Wirtschaft und Finanzmärkte sind hochrelevant und auch der österreichische Finanzmarkt ist davon betroffen. Unter der Leitung des Umweltbundesamtes wurde in den letzten beiden Jahren in einem unabhängigen Forschungsprojekt untersucht, welche Risiken für den österreichischen Finanzmarkt durch die Klimakrise erwachsen und wie der Finanzmarkt mit diesen Risiken umgeht. „RiskFinPorto – Analysis of Carbon Risks in Financial Markets and Austrian Portfolios“ liefert die erste umfassende Analyse von Klimarisiken im österreichischen Finanzmarkt.
Welche Auswirkungen hat die kontinuierliche CO2-Äquivalente-Reduktion in Wirtschaft und Gesellschaft, welche Risiken ergeben sich daraus für den österreichischen Finanzmarkt und inwieweit sind sich die Vertreter dieser Branche darüber bewusst? Und welche Rolle spielt Divestment, das bewusste Abziehen von Kapital aus klimaschädlichen Veranlagungen im Zusammenhang mit der Reduktion von Treibhausgasemissionen? RiskFinPorto evaluiert diese und weitere Fragestellungen unter Einbindung von Schlüsselakteuren des österreichischen Finanzsektors wie Banken, Versicherungen, Kapitalanlagegesellschaften, Pensions- und Vorsorgekassen, Aufsichtsbehörden, Wissenschaft, NGOs, Politik und Verwaltung. Methodisch erfolgte dies in persönlichen Interviews, Online-Befragungen, Fokusgruppen und Stakeholder-Workshops.
Die Ergebnisse im Überblick:
- Der Finanzsektor ist ein Schlüsselakteur für die Bewältigung der Klimakrise
- Die Fonds österreichischer Vermögensverwalter haben den größten Klima-Fußabdruck und einen relativ hohen Anteil von Investitionen in Treibhausgas-intensive Sektoren.
- Der ATX ist ab 2025 auf einen +6 °C Pfad ausgerichtet und deutlich stärker Klimarisiken ausgesetzt, die aus der Transformation des Wirtschaftssystems resultieren.
Ein Vergleich der nachhaltigen Fonds mit konventionellen Fonds zeigt, dass
- nachhaltige Fonds deutlich weniger gegenüber Klima-Risiken exponiert sind,
- die ökonomische Performance nachhaltiger Fonds jedenfalls vergleichbar ist
- und Fonds mit besonders hoher Treibhausgas-Intensität ein signifikant ungünstigeres Rendite-Risiko-Profil als nachhaltige Fonds haben.
- Ökologisch nachhaltige Fonds sind nach wie vor Nischenprodukte und nicht frei von fossilen Investments.
Der Anteil jener Finanzunternehmen, die Klimarisiken systematisch managen bzw. diese ins Kerngeschäft integrieren, ist gering.
- Obwohl es 100 % der befragten Stakeholder als notwendig erachten, klimawandelbedingte Risiken und Chancen vorausschauend zu managen, haben weniger als 35 % angegeben, dies auch zu tun. Betrachtet man die verschiedenen Akteursgruppen, so zeigt sich, dass etwa 40 % der Investoren, aber nur 28 % der Banken Klimarisiken systematisch managen.
Die Ergebnisse wurden unter der Leitung des Umweltbundesamtes gemeinsam mit GreenAlpha, WU Wien, ISS ESG, Günsberg Politik- und Strategieberatung, Sattler & Schanda Rechtsanwälte und SouthPole erarbeitet.
Auf Basis der wissenschaftlichen Analysen wurden in enger Interaktion mit Stakeholdern Handlungsempfehlungen für politische Entscheidungstragende und weitere Akteursgruppen entwickelt. RiskFinPorto leistet damit einen entscheidenden Beitrag zur Bewusstseinsbildung im Finanzsektor – der Wirkungsbereich geht damit weit über die wissenschaftliche Community hinaus. (SK, Dezember 2020)
Weitere Informationen