Der „brennende Planet“, Ozeane und Klimaschutz bei der COP25 in Madrid
In seiner Eröffnungsrede zur Weltklimakonferenz COP25 sprach UN-Generalsekretär Antonio Guterres von unserem „brennenden Planeten“ und einer notwendigen Transformation. Der Appell für mehr Klimaschutz wurde von 10.000 Vertreterinnen und Vertretern der Zivilgesellschaft, unter ihnen auch die 17-jährige Aktivistin Greta Thunberg, verstärkt. Wie hat sich das auf die Verhandlungen bei der COP25, die unter chilenischem Vorsitz Anfang Dezember 2019 in Madrid stattfand, ausgewirkt?
Neue wissenschaftliche Erkenntnisse belegen die Dringlichkeit, klimaschädliche Treibhausgasemissionen deutlich einzusparen, um das Ziel des Pariser Klimaübereinkommens - die Erderwärmung auf möglichst 1,5 °C zu begrenzen - zu erreichen. Unter dem Motto „Zeit zu handeln“ fand die bisher längste UN-Klimakonferenz Anfang Dezember 2019 in Madrid statt.
Die vergangenen fünf Jahre waren die wärmsten seit Beginn der Aufzeichnungen. Die zweiwöchige Konferenz mit über 30,000 Teilnehmenden aus der ganzen Welt war zudem von klimabezogenen Naturkatastrophen, wie den Bränden in Australien, einem Zyklon auf den Philippinen, Hochwasser in Ostafrika oder Starkniederschlagsereignissen mit Überflutungen an der Südseite der Alpen, begleitet.
Der Weltklimarat IPCC präsentierte bei der COP25 die Ergebnisse des „Special Report on the Ocean and Cryospere in a Changing Climate“. Der Bericht beleuchtet die Entwicklungen der Gletscher und Meere weltweit. In Grönland sind z. B. im Juli 2019 179 Milliarden Tonnen Eis geschmolzen, der Permafrost in der Arktis taut schneller auf als erwartet und die Versauerung der Ozeane durch die Aufnahme von CO2 nimmt stark zu.
Österreich, in Madrid unter anderem durch Bundespräsident Alexander van der Bellen und Umweltministerin Maria Patek vertreten, erfährt laut der Wissenschaft eine größere Erwärmung bis 2100 als im globale Mittel. Der Gletscherschwund in den Alpen wird sich weiter beschleunigen. Seit 1850 sind 58 Prozent der Flächen verschwunden. Anpassungen an diese Auswirkungen der Klimaerhitzung stellen eine große Herausforderung dar.
Die Europäische Union setzte mit ihrer Einigung auf Klimaneutralität bis 2050 ein Signal in den Verhandlungen. Auch die am wenigsten entwickelten Länder und die vom Meeresspiegelanstieg am meisten bedrohten Inselstaaten setzten sich für ein starkes Bekenntnis zu ehrgeizigem Klimaschutz ein. Im Beschluss der COP25 wird auf die Differenz zwischen den tatsächlichen Klimaschutzanstrengungen und den notwendigen Maßnahmen zur Erfüllung der Paris-Ziele hingewiesen. Die Staaten werden „ermutigt“, 2020 auf Grundlage der Wissenschaft „die höchstmögliche Ambition als Reaktion auf die Dringlichkeit“ des Kampfes gegen die Erderwärmung zu zeigen. Das UN-Klimasekretariat (UNFCCC) soll die vorgelegten nationalen Klimaschutzziele (Nationally Determined Contributions - NDCs) in einem Synthesebericht zusammenfassen, der auf der COP26 im November 2020 über den Stand der kollektiven Anstrengungen aller Länder informiert.
Unter besonderer medialer Aufmerksamkeit standen die Verhandlungen, nach welchen Regeln CO2-Einsparungen aus internationalen Klimaschutzprojekten angerechnet werden können. Diese Verhandlungen zu den sogenannten Marktmechanismen unter Artikel 6 des Pariser Übereinkommens konnten auf der COP25 nicht abgeschlossen werden. Statt eines Deals um jeden Preis und schwachen Regeln werden die Verhandlungen bei der COP26 in Glasgow fortgesetzt.
Zudem wurde in Madrid über die Finanzierung der durch den Klimawandel hervorgerufenen Verluste und Schäden verhandelt. Die ärmeren vom Klimawandel stark betroffenen Länder wünschen sich Entschädigungen von den reichen Industriestaaten, die historisch am meisten Treibhausgase ausgestoßen haben. Die entwickelten Länder sehen Schwierigkeiten mit den damit verbundenen unvorhersehbaren rechtlichen und finanziellen Folgen und bevorzugen Fonds- und Versicherungslösungen.
Die 25. Weltklimakonferenz war neben den konkreten Verhandlungen über Regeln auch von vielen bi- und multilateralen Gesprächen und dem Austausch, wie die jeweiligen Staaten ihre Klimaschutzpolitik verbessern können, geprägt. Zudem hat die Jugend eine wichtige Rolle eingenommen und konnte in den Dialog mit Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträgern treten.
Die Klimaaktivistin Greta Thunberg teilte sich die Bühne in Madrid mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern und indigenen Aktivistinnen und Aktivisten. Hervorzuheben ist, dass die Rolle der Wissenschaft und des Weltklimarates (IPCC) bei der COP25 gestärkt und positiv gewürdigt wurde. Ihre Inhalte und Botschaften werden auch bei der COP26 in Glasgow wieder in die Klimaverhandlungen einfließen.
Zum Thema Klimawandelanpassung findet eine eigene Tagung am 22. Oktober 2020 in den Niederlanden statt (AF, MB, Februar 2020).