Workshop des BMLFUW: Anpassung an den Klimawandel – Herausforderung und Chance
Was tut sich in der Anpassung? Diese Frage stand am 19. Oktober 2016 im Mittelpunkt des vom BMLFUW veranstalteten Workshops. Aktuelle Entwicklungen im internationalen Bereich und in Europa standen ebenso am Programm wie Aktivitäten und Initiativen zur Anpassung in Österreich.
Österreich zählte mit der im Oktober 2012 erfolgten Verabschiedung der Strategie zur Anpassung an den Klimawandel inkl. Aktionsplan zu den Pionieren in Europa. Der Workshop, der am 19. Oktober unter der Beteiligung von ca. 100 Teilnehmenden stattfand, diente dazu, Bilanz zu ziehen und über laufende Aktivitäten zu berichten.
Eindrucksvolles Impulsreferat
Der renommierte Forscher Prof. Dr. Manfred Stock vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung erläuterte in seinem Impulsreferat sehr eindrucksvoll, welche Folgen des Klimawandels uns bereits heute vor große Herausforderungen stellen und mit welchen zukünftig zu rechnen ist. So zeigte er u.a. auf, wie extreme Wetterereignisse in anderen Kontinenten uns durch die globalen Handelsströme betreffen können. Einer der Schwerpunkte der Präsentation befasste sich mit dem Klimawandel als Auslöser für Migration. Der Klimawandel trägt neben anderen Faktoren bereits heute zur Migration bei, die derzeit noch zu 80 % innerhalb der Länder stattfindet und hauptsächlich in Städte erfolgt. Prof. Stock bezeichnet den derzeitigen Klimawandel als Lernphase für den Klimaschutz und die Anpassung. Auch wenn wir das 2°C erreichen, wird der Anpassungsbedarf gewaltig und herausfordernd werden.
Was tut sich in der Anpassung?
Nach einer Übersicht zu aktuellen Entwicklungen im internationalen Bereich und auf Ebene der EU standen Initiativen in Österreich im Mittelpunkt:
- Auf internationaler Ebene ist mit dem Pariser Abkommen ein enorm wichtiger Schritt gesetzt worden. Damit haben Fragen der Anpassung an den Klimawandel denselben Stellenwert wie Klimaschutzmaßnahmen. Für Europa bildet die EU-Anpassungsstrategie eine wichtige Grundlage. Die Evaluierung dieser ist für 2017 vorgesehen inkl. einer darauf aufbauenden Aktualisierung.
- Vorgestellt wurden zahlreiche Aktivitäten, die in Österreich seit der Verabschiedung der Anpassungsstrategie in Angriff genommen wurden. Neben dem Fortschrittsbericht und Forschungsprojekten wie z.B. COIN (Kosten des Nichthandelns) wurden eine Reihe weiterer Aktivitäten präsentiert, die vor allem zur Bewusstseinsbildung und Sensibilisierung verschiedener Verwaltungsebenen und der Bevölkerung dienen.
Aktualisierung der Anpassungsstrategie
Aktuell wurde auch auf die Weiterentwicklung der Anpassungsstrategie hingewiesen. Diese wurde entsprechend den Erkenntnissen aus dem Fortschrittsbericht sowie aus der Wissenschaft und Praxis aktualisiert. In die Überarbeitung eingeflossen sind unter anderem der österreichische Sachstandsbericht Klimawandel (AAR14), die Ergebnisse des vom Klima- und Energiefonds geförderten Projekts „COIN – Kosten des Nichthandelns" und von zahlreichen weiteren Forschungsprojekten.
Im Sommer 2016 wurde der Entwurf zur Stellungnahme ausgesendet. Die zahlreichen und sehr konstruktiven Rückmeldungen werden derzeit eingearbeitet. Für Anfang 2017 ist die Verabschiedung im Ministerrat und in weiterer Folge in der Landeshauptleutekonferenz geplant.
Ist Klimawandel in der Gesellschaft angekommen?
Zum Abschluss des Tages fand eine rege Podiumsdiskussion statt, die der Frage nachging, ob Klimawandel bereits in der Gesellschaft angekommen ist. Eine typisch österreichische Antwort scheint zutreffend: Jein. Die Diskutanten aus unterschiedlichsten Fachrichtungen und Institutionen waren sich einig: Das Thema ist zwar in vielen Bereichen und Institutionen schon präsent, aber es braucht viel mehr. Es hängt sehr stark vom Sektor ab, inwieweit das Thema und der Handlungsbedarf schon wahrgenommen und Schritte in die richtige Richtung gesetzt werden. Landwirtinnen und Landwirte mit ihrer Werkstatt unter dem freien Himmel spüren die oft katastrophalen Folgen von Spätfrost, Hagel, Sturm oder Trockenheit direkt und als Leidtragende. So sind Eigenvorsorge und Versicherungsschutz bereits heute in der Landwirtschaft wichtige Lösungsstrategien. Auch in der Entwicklungszusammenarbeit ist das Thema in den laufenden Projekten bereits seit Jahren gut verankert. In den Entwicklungsländern selbst spielt der Klimawandel faktisch in jeder Strategie eine Rolle.
Im Gegensatz dazu braucht es nach Meinung der Diskutanten im Bildungsbereich aber auch in den verschiedenen Verwaltungsebenen und in der Politik noch einiges an Aktivitäten, um das Thema durchdringend zu positionieren. Um Klimawandelanpassung als komplexe und querschnittsorientierte Aufgabe weiter voran zu bringen, sind u.a. ein abgestimmtes Vorgehen zwischen Bund und Ländern, die Zusammenarbeit unterschiedlichster Verwaltungsebenen und vor allem Beharrlichkeit und Ausdauer erforderlich. Von enormer Bedeutung ist der Bildungsbereich. Bei der Jugend anzusetzen, wird als ganz wesentlich erachtet. Insgemein gilt es, der Bevölkerung zu vermitteln, dass es eine Lebensstiländerung braucht, die nicht zum Nachteil der Einzelnen und des Einzelnen ist. Anpassung ist eine langfristige Aufgabe, die uns noch Jahrzehnte beschäftigen wird. (November 2016)