10 Jahre HISTALP – wir gratulieren!
Seit 10 Jahren unterstützt HISTALP die Klimaforschung bei ihrer Arbeit. Ingeborg Auer, die Initiatorin von HISTALP, begibt sich mit Ende des Jahres in den wohlverdienten Ruhestand. Ein Grund zum Feiern, der am 14.10.2016 im Vortragssaal der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik wahrgenommen wurde.
Gut verwurzelt, lange gewachsen und gut betreut – wie eine Eiche. So beschreibt Christoph Frei von der MeteoSchweiz die HISTALP-Klimadatensammlung, die heuer ihr 10-jähriges Jubiläum feiert. Aus diesem Anlass lud die ZAMG renommierte WissenschaftlerInnen, Partnerinstitutionen und Interessierte am 14.10.2016 zu einer Vortragsreihe auf die ZAMG ein. Hier einige der Highlights!
HISTALP ist eine Klimadatensammlung der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) für den Großraum Alpen in monatlicher Auflösung mit einigen hundert Zeitreihen von Temperatur, Luftdruck, Niederschlag und Sonnenscheindauer. Die ersten Messungen gehen auf Mitte des 18. Jahrhunderts zurück und wurden vorwiegend in Klöstern, Universitäten und astronomischen Observatorien durchgeführt. Die älteste Messreihe Österreichs stammt aus Kremsmünster. Sie beginnt 1767 und zählt mit seinen lückenlosen Wetteraufzeichnungen zu den ältesten Stationen Europas. Heute liefern mehr als 20 nationale Wetterdienste und regionale Datenzentren im Großraum der Alpen Daten für HISTALP. Die Daten werden alle 10 Jahre die Daten auf Homogenität überprüft, um Einflüsse wie Stationsverlegungen, Austausch von Messgeräten und Verschiebung von Beobachtungszeiten aus den Messreihen zu eliminieren. Dadurch ist ein hoher Qualitätsstandard der Datenbank gesichert.
Im Sinne des Prinzips “open data” und “open access” ermöglicht HISTALP “open science” und KlimafolgenforscherInnen haben die Möglichkeit, die Rasterdatensätze in unterschiedlichen räumlichen Auflösungen frei verfügbar zu verwenden. Drei Beispiele sollen hier kurz vorgestellt werden:
- Franz Rubel von der vetmeduni Wien untersuchte in den letzten Jahren die Verschiebung von Klimazonen zwischen 1800 und 2100 anhand der Köppen-Geiger-Klimaklassifikationen und unter Zuhilfenahme der HISTALP-Datenbank. Zwei der wichtigsten Ergebnisse daraus sind, dass sich das Klima im nordalpinen Raum bereits heute und zukünftig verstärkt ungünstig für Fichten darstellt und inneralpine Täler, wie das italienische Aostatal, sich im worst case (rcp 8.5) für heißes Steppenklima rüsten müssen. Weitere Infos HIER.
- Die Dendrochronologie ist der Schwerpunkt der Arbeiten des Paläoklimaforschers Kurt Nicolussi aus Innsbruck. Er untersucht mit Unterstützung von HISTALP, worauf Jahresringelemente sensitiv sind und kann so Sommertemperaturen bis 400 B.C.E. (before the Christian Era) rekonstruieren. Weitere Infos unter ALP-IMP.
- Auf Klimamodellierungen spezialisiert ist Sebastian Wagner vom Helmholtz-Zentrum Geesthacht. Er nutzt die HISTALP-Daten für die Überprüfung seiner Klimamodelle, denn eine Übereinstimmung der Modelle mit den Daten der Vergangenheit ist Grundvoraussetzung für die Zukunftsmodelle. Weitere Infos HIER.
Der Aufbau der HISTALP-Datenbank begann 2006 und geht maßgeblich auf die Initiative von Ingeborg Auer zurück. Sie gilt als Pionierin der Klimaanalysen und erhielt für ihre Arbeiten den Österreichischen Klimaschutzpreis, Kategorie Wissenschaft (2006), sowie den Award Royal Meteorological Society 2007 in Edinburgh. Die studierte Meteorologin promovierte 1975 an der Universität Wien am Institut für Meteorologie und Geophysik und arbeitete zwischen 1975 und 2008 in der Abteilung für Klimatologie an der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik, von 2001 bis 2008 war sie Leiterin des Bereichs Klimatologische Landesaufnahme und Hydroklimatologie. Seit 2009 leitet sie die Abteilung Klimaforschung.
Mit Ende 2016 geht Ingeborg Auer in den wohlverdienten Ruhestand und die KlimaexpertInnen der ZAMG werden ihre Arbeiten weiterführen. Wir bedanken uns für die gute Zusammenarbeit und wünschen alles Gute!
HISTALP gilt heute als Meilenstein in der Klimaforschung. Die Daten können sowohl auf der ZAMG-Originalseite oder auf der Website des CCCA-Datencenters abgerufen werden. Dreimal jährlich werden in einem Newsletter detaillierte Informationen über die Langzeitentwicklung des österreichischen Klimas publiziert. Noch heuer sollen Tagesdatensätze online gehen. Diese „Eiche“ im Wald der Klima-Gitterdaten wird also auch zukünftig – wie von vielen Seiten gefordert – durch die ZAMG weitergeführt werden und bleibt damit die Basis für die Klimaforschung im Alpenraum. (November 2016)