SNOWPAT – immer seltener rieselt der Schnee in Österreich
Eine umfangreiche Auswertung von Schneedaten zeigt, dass die Schneehöhen und die Dauer der Schneebedeckung in den meisten Regionen Österreichs langfristig abgenommen haben. Besonders davon betroffen sind tiefe und mittlere Höhenlagen. Zukünftig wird sich dieser Trend aufgrund steigender Temperaturen weiter fortsetzen.
Der Schitourismus in Österreich ist abhängig von kalten Temperaturen und einer dicken, lang liegenbleibenden Schneedecke. Die Winter wurden jedoch seit den 1930er Jahren um durchschnittlich 0,25 °C pro Jahrzehnt wärmer. Um die künftigen Entwicklungen besser bewerten zu können, führten die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) und die Universität Graz die bisher umfassendsten Untersuchungen zur Entwicklung der Schneelage in Österreich durch. Ziel von SNOWPAT (Snow in Austria during the instrumental period – spatiotemporal patterns and their causes - relevance for future snow scenarios, gefördert vom Klima- und Energiefonds) war es, die Schneelage in Österreich in einem so hohen Detaillierungsgrad zu beschreiben, dass kurz-, mittel- und langfristige Trends in einzelnen Regionen klar unterschieden werden können.
Als Datengrundlage dienten 69 über ganz Österreich verteilte Langzeitmessreihen der Schneedecke bis zum Jahr 2011, die zunächst aufwendig homogenisiert und dann analysiert wurden. Diese Daten wurden nun an der ZAMG bis 2017 aktualisiert und für den Zeitraum 1950 bis 2017 an 15 unterschiedlichen Standorten erneut analysiert. Die Standorte wurden so ausgewählt, dass sie repräsentativ für alle typischen Schneeregionen Österreichs sind. Schneemessreihen sind im Vergleich zu Temperaturmessreihen relativ kurz und Aussagen über Schneetrends nur mit Zeitreihen von mehr als ca. 50 Jahren aussagekräftig.
Die Ergebnisse aus SNOWPAT zeigen deutlich, dass die Schneehöhen und die Dauer der Schneebedeckung seit 1950 in den meisten Regionen Österreichs abgenommen haben. Ein Hauptgrund dafür ist die besonders ausgeprägte Abnahme der Schneedecke Ende der 1980er Jahre. In diesem Zeitraum ist auch eine sprunghafte Erwärmung in den Zeitreihen der Wintertemperaturen zu sehen. Über die gesamte Messreihe hinweg sind jedoch teilweise sehr starke kurz- bis mittelfristige Schwankungen bei den Schneehöhen zu beobachten. Das bedeutet, dass auf schneearme Winter durchaus schneereiche folgen können. Vom generell abnehmenden Trend ausgenommen ist die Region Nordost, also Teile Ober- und Niederösterreichs sowie des Burgenlandes. In dieser Region verzeichnete man eine Zunahme des Niederschlags zwischen 1995 und 2005, bedingt durch häufigere Nord- bzw. Nordwestwetterlagen.
Allgemeine Aussagen für den Wintertourismus der nächsten Jahre (also kurzfristig) sind daraus generell nicht ableitbar. Dazu wären weitere Detailanalysen notwendig, je nach Lage und Seehöhe eines Schigebietes. Langfristig muss jedoch von einer weiteren Abnahme der Schneehöhe und der Dauer der Schneebedeckung ausgegangen werden. Weitere wichtige Erkenntnisse aus SNOWPAT für den Wintertourismus in Österreich sind:
- Tiefe und mittlere Höhenlagen: In Höhenlagen unter 1.500 m besteht ein starker Zusammenhang zwischen Temperatur und Schneedecke. Hier wird aufgrund der Klimaerwärmung langfristig öfter Regen als Schnee fallen und gefallener Schnee wird schneller schmelzen. Diese Erkenntnis ist bei langfristigen Planungen auf jeden Fall zu berücksichtigen!
- Hochgebirge: Grundsätzlich wird es auch zukünftig im Hochgebirge während des Winters kalt genug für Schneefall sein. Die Schneelage hängt in diesen Bereichen daher mehr vom Niederschlag ab und somit von vorherrschenden Wetterlagen. Da die Klimaszenarien für die Zukunft (ÖKS15) eine Niederschlagsverschiebung vom Sommer in den Winter zeigen, könnte dies auch zu mehr Schneefall führen. Die Projektionen für den Niederschlag sind allerdings mit Vorsicht zu genießen, da diese mit großen Unsicherheiten behaftet sind.
Ein Appell zum Schluss bleibt: Klimaschutz ist wichtig und muss weiter vorangetrieben werden! Noch einmal mehr in Anbetracht der Ergebnisse von SNOWPAT und den Auswirkungen von erhöhten Temperaturen und Schneemangel und den daraus resultierenden negativen Auswirkungen auf die touristische Wertschöpfung in Österreich. (Dezember 2017)
Weitere Informationen
Projektleitung: Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG), Wolfgang Schöner; Universität Graz, Institut für Geographie und Raumforschung;
Kontakt ZAMG: Dr. Marc Olefs, 01 / 36026 2233, marc.olefs@zamg.ac.at
Projektpartner: Universität Innsbruck, Institut für Geographie, Prof. Ulrich Strasser; Institut für Schnee- und Lawinenforschung, Davos, Schweiz, Dr. Christoph Marty
Projektlaufzeit: September 2012 – März 2015