Neue Praxis-Beispiele auf der Website

74 KLAR!-Regionen setzen aktuell in ganz Österreich erfolgreich Maßnahmen zur Anpassung an regionale Klimawandelfolgen um. Seit etwa zwei Jahren gibt es auf der KLAR!-Website eine Sammlung von Praxisbeispielen. Sie stellt eine Auswahl dieser gelungenen Maßnahmen aus den Regionen dar und ist kürzlich um 22 neue Beispiele aus der Praxis gewachsen.

Die Praxissammlung deckt eine breite Themenvielfalt ab. Zwei Filter auf der Website erleichtern die Suche, welche einerseits nach Sektoren erfolgt – wie beispielsweise Naturschutz, Schutz vor Naturgefahren, Land, Forst- und Wasserwirtschaft, aber auch Gesundheit, Bildung oder Tourismus – und nach naturräumlicher Zuordnung: So können sich Interessierte von Projekten aus Regionen inspirieren lassen, die ihrer eigenen ähnlich sind.

Die neuen Beispiele für gelungene Maßnahmen aus den Regionen regen zum Nachahmen an. Sie zeigen, auf welch unterschiedliche Weise sich Gemeinden gegen den Klimawandel rüsten und welch gute Ideen ihren Projekten zugrunde liegen. Im Folgenden ein kleiner Auszug aus dem spannenden Potpourri:

Die KLAR! Klimawandel im Natura 2000 – Joglland setzte auf touristische Aktivitäten und Naherholung. Mit dem Einführen eines regionalen Kneipp-Monats für Einheimische und Touristen standen im Monat Juli eine Reihe von Begleitaktivitäten am Programm. Neben einem Ankneippen mit den Bürgermeistern erfolgte auch ein Gemeinschaftskneippen samt Öffentlichkeitsarbeit mit den Nachbar-KLAR!-Regionen Pöllau/Anger/Wechselland. Besonders erfolgversprechend für die Umsetzung war die fachliche Kooperation mit dem lokalen Kneipp-Aktiv-Club Joglland und dem Österreichischen Kneippbund. Das Besondere am Kneipp-Erlebnis ist dessen öffentliche Wirksamkeit in den Bereichen Naherholung und Tourismus in Kombination mit den positiven gesundheitlichen Aspekten. Vor dem Hintergrund steigender Temperaturen sorgt diese Maßnahme mehr denn je für eine willkommene Abkühlung und erreicht alle Zielgruppen der Region, von den Bürger:innen bis zu den Tourist:innen.

Vier Teilnehmer des Kneipp-Erlebnis im Joglland

Ebenso mit den Folgen von Hitze und Trockenheit befasste sich die KLAR!-Amstetten Süd. Sie ging der Frage nach, wie in der Region das Trinkwasser bis 2050 sichergestellt werden kann. Aufgrund einiger sehr trockener Sommer und einer Abnahme des Grundwasserspiegels in einigen Lagen waren in der Region in den Jahren 2015 und 2018 Wassertransporte erforderlich. Mit der KLAR!-Maßnahme soll die Wasser-Transportinfrastruktur für 2050 erhoben werden. In einer Studie wurden Szenarien entwickelt und Berechnungen angestellt, inwiefern Leitungen erneuert und Hochbehälter vergrößert werden müssen. Eine Besonderheit dieser Maßnahme war die Bearbeitung des Themas über Verwaltungsgrenzen hinweg, bezogen auf geografische Gegebenheiten. Durch die Beteiligung der KLAR!-Amstetten Nord erreichte die Maßnahme einen zusätzlichen Mehrwert.

Zu einem KLAR!-Frühstück lud die KLAR! Klimafittes Oberes Feistritztal alle Schuldirektor:innen und KIGA-Leiter:innen der Region ein. Beabsichtigtes Ziel war es, die Pädagog:innen über die KLAR!-Aktivitäten und speziell über Möglichkeiten für Schulen im Rahmen von KLAR! zu informieren. Gleichzeitig wurden konkrete Umsetzungsideen der Schulen und Kindergärten abgefragt und Kooperationen sowie Synergien gemeinsam diskutiert. Als wichtig hat sich herausgestellt, den Nutzen und die Potenziale für die Schuldirektor:innen und KIGA-Leiter:innen darzulegen, um die Motivation dieser Zielgruppe zu steigern. Auch Lehrmaterialien, die mit geringem Aufwand in den jeweiligen Unterricht eingebaut werden können, wurden positiv angenommen.

Teilnehmerinnen und Teilnehmer beim Frühstück Klimafittes Oberes Feistritztal

Corona-bedingt waren physische Veranstaltungen und Vorträge nicht möglich. KLAR!-Regionen wie z.B. die KLAR! Wirtschaftsregion Hartberg und die KLAR! Pielachtal änderten erfolgreich ihr geplantes Programm, indem sie auf die Durchführung von Webinar-Reihen umstiegen. Ein Erfolgsfaktor sind interessante Vorträge von hochkarätigen Expert:innen, welche den Klimawandel auf die jeweilige Region bezogen greifbar machen und aktuelle Betroffenheiten aufzeigen. In der KLAR! Pielachtal gab es einen nachfolgenden Feedback-Prozess mittels Online-Befragung, Online-Stammtisch und Publikumsfragen, zu dem alle ZuseherInnen eingeladen wurden. Dies förderte im Nachgang den Austausch zu den gehörten Themen. Ein Vorteil der Webinare: Sie wurden aufgezeichnet und stehen allen Interessierten auf der Website der Region zur Verfügung.

Wer in der KLAR! Tullnerfeld OST eine Dach- oder Fassadenbegrünung für das eigene Haus plant, hat künftig bessere Chancen, eine finanzielle Förderung durch die Gemeinde zu erhalten. Grund dafür ist ein Leitfaden für ökologische Gemeindeförderungen, den die KLAR-Region gemeinsam mit der Energie- und Umweltagentur Niederösterreich entwickelt hat. Aus diesem Leitfaden können die Gemeinden Maßnahmen auswählen, die sie in den Förderkatalog der Gemeinde übernehmen wollen, und sich dadurch als innovative Frontrunner bei der Umsetzung von Klimawandelanpassungsmaßnahmen positionieren.

Das Förderprogramm „KLAR! – Klimawandel-Anpassungsmodellregionen“

KLAR!, das europaweit erste derartige Programm, unterstützt österreichische Regionen dabei, sich an die Folgen des Klimawandels anzupassen und den Wohlstand im ländlichen Raum abzusichern. Mit Hilfe des Programms, das vom Klima- und Energiefonds 2016 in Kooperation mit dem BMK (damals Lebensministerium) gestartet wurde, entwickeln Modellregionen in ganz Österreich ihr maßgeschneidertes Anpassungskonzept und regional zugeschnittene Maßnahmen und setzen diese in weiterer Folge um. Seit 2018 implementieren erste Regionen die geplanten Maßnahmen, mittlerweile arbeiten nun bereits 74 KLAR!-Regionen aus ganz Österreich an der Anpassung an den Klimawandel. Insgesamt sind 601 Gemeinden mit rund 1.645.000 Einwohnerinnen und Einwohnern im KLAR! Programm dabei. Mit diesem Förderprogramm ist Österreich europaweit Vorreiter in der regionalen Klimawandelanpassung und verbindet einen Bottom-Up-Ansatz mit den Zielen der nationalen Klimawandelanpassungsstrategie. (EM, Februar 2022)