Umgang mit Waldbrandgefahr
Die Zeitungen waren im Sommer voll von Schlagzeilen über Waldbrände. Weite Teile des Mittelmeerraums sowie Sibirien hatten besonders mit Waldbränden zu kämpfen, Tausende Menschen mussten vor dem Feuer fliehen. Auch in Österreich hat die Waldbrandgefahr in den letzten Jahren zugenommen.
Der Hauptgrund dafür liegt im menschengemachten Klimawandel. Die Zunahme von Hitzetagen und ausgeprägten Trockenperioden begünstigt die Feuerausbreitung bei Waldbränden. Daher ist auch die Gefahr für österreichische Regionen, von Waldbränden betroffen zu sein, in letzter Zeit angestiegen. Ein Blick in die Waldbrand-Datenbank zeigt, dass in Österreich vor allem Brände mit einer Brandfläche kleiner als ein Hektar zugenommen haben. In den 2000-ern gab es durchschnittlich rund 130 Brände im Jahr. Zwischen 2011 und 2021 gab es durchschnittlich etwa 220 Brände jährlich. Zudem verschiebt sich der Zeitraum der Waldbrandgefahr: Bisher kam es überwiegend in den Frühjahrsmonaten zu Waldbränden. In den letzten Jahren traten Brände vermehrt auch in den Sommermonaten Juni bis August auf.
Aus diesem Grund ist es notwendig, auf Extremfälle vorbereitet zu sein, um entsprechend schnell reagieren zu können, um die negativen Auswirkungen von Waldbränden auf die Umwelt, so gut es geht, einzudämmen. Zu diesen Auswirkungen zählen neben der potentiellen Zerstörung landwirtschaftlicher Nutzflächen auch eine Verschlechterung der Luftqualität durch freigesetzte Schadstoffe sowie Beeinträchtigungen der Sicht im Bereich des Feuers und damit verbundene Auswirkungen auf Verkehr und Gesundheit.
Des Weiteren ziehen Waldbrände auch beachtliche Langzeitfolgen nach sich: Durch sie ändert sich die Zusammensetzung der Vegetation und die Waldstruktur, was einen Wandel der Landschaft und der Stoffkreisläufe bewirkt. Bodenerosionen, die in der Folge auftreten, erhöhen zudem die Gefahr von Massenbewegungen, die wiederum die Qualität und Fruchtbarkeit des Bodens nachhaltig beeinträchtigen können. Die Anfälligkeit für andere Naturgefahren wie Muren oder Lawinen steigt, wenn das Feuer Schutz- oder Bannwälder zerstört.
Als Antwort auf eine mögliche Verschlimmerung der Waldbrandsituation und, um im Ernstfall gut vorbereitet zu sein, wurde in den letzten Jahren vermehrt Zeit und Geld in Ausrüstung für Waldbrandbekämpfung und einschlägige Übungsaktionen investiert. So werden beispielsweise aus dem Waldfonds bis 2024 1.1 Millionen Euro für die Waldbrandbekämpfung und -prävention zur Verfügung gestellt. Außerdem wurden verschiedene Tools entwickelt, um die Waldbrandgefahr in den einzelnen Regionen Österreichs zu visualisieren. Beispielsweise zeigt eine Landkarte der ZAMG die aktuelle Waldbrandgefahr für ganz Österreich auf. Einen ähnlichen Zweck verfolgt die Österreich-Karte zum Waldbrandrisiko des BMLRT. Daraus ist ersichtlich, dass vor allem im Süden und Westen Österreichs ein hohes bis sehr hohes Risiko von Waldbränden mit schadhaften Folgen für den Waldbestand, Infrastrukturen und Siedlungsbereiche besteht. Wälder mit Objekt- oder Standortschutzfunktion wurden dabei besonders berücksichtigt. Ein weiteres Werkzeug ist die Waldbranddatenbank der Universität für Bodenkultur Wien. Hier werden alle Waldbrände in Österreich mit Kurzinformationen zu den Brandereignissen dokumentiert. Derartige Werkzeuge helfen, die Gefahr eines Brandes vorzeitig zu erkennen und – sollte dies notwendig sein – Präventivmaßnahmen zu ergreifen, um Bränden vorzubeugen.
Diesem Zweck dienen auch die auf Bezirksebene erlassenen Waldbrandschutzverordnungen, die im Anlassfall bei Brandgefahr erlassen werden, um offenes Feuer im gefährdeten Gebiet zu verbieten und die Bevölkerung auf die erhöhte Waldbrandgefahr hinzuweisen. Sollte es dennoch zu einem Ernstfall kommen, sind vor allem die Feuerwehren gut gerüstet. So hat man in Niederösterreich Anfang 2020 den Sonderdienst „Flur- und Waldbrandbekämpfung“ eingerichtet, um für die steigende Gefahr von Waldbränden besser gewappnet zu sein. Die Einsatzkräfte erhalten spezielle Schulungen und Ausbildungen für die Bekämpfung von Waldbränden, da sich solche Einsätze stark von der herkömmlichen Feuerbekämpfung unterscheiden. Damit die genauen Abläufe während eines Feuers reibungslos funktionieren, finden seitens der Feuerwehren auch regelmäßige Übungen zur Waldbrandbekämpfung statt, oft in Zusammenarbeit mit der Polizei und dem Bundesheer.
Aber nicht nur in Österreich wird die zunehmende Gefahr durch Waldbrände wahrgenommen. So wurde von der EU-Kommission das European Forest Fire Information System (EFFIS) eingerichtet. Dieses stellt Infos zur aktuellen Lage, einschlägige Nachrichten sowie Langzeitwetterprognosen zur Verfügung, ebenso eine europäische Datenbank mit aktuellen und vergangenen Brandereignissen. Weiters richtete die NASA den sogenannten FIRM-Server ein (Fire Information for Ressource Management). Hierbei handelt es sich um eine Weltkarte mit einer Echtzeitdarstellung aller Brände weltweit, die mithilfe von Wetter- und anderen Satelliten erstellt wird und dazu beiträgt, einen Überblick über die globale Lage und die Muster des Auftretens der Feuer zu erhalten. (MS, September 2021)