Österreichischer Klimastatusbericht 2022

Das Jahr 2022 war aus klimatologischer Sicht ein Jahr mit vielen Extremen: hohe Temperaturen, wenig Schneefall, Trockenheit besonders im Osten und Süden Österreichs, Tropennacht im Oktober, massiver Gletscherschwund. Der jährlich erscheinende Klimastatusbericht 2022 gibt einen Überblick über klimabedingte Wetterereignisse in Österreich. Der diesjährige Bericht fokussiert auf den massiven Gletscherrückgang, seine Auswirkungen und mögliche Anpassungsmaßnahmen.

Blick auf die Pasterze im Juli 2022.

Das Jahr 2022 war im Vergleich zum Bezugszeitraum 1961-1990 mit +2,3°C erneut überdurchschnittlich warm, nach dem Jahr 2018 war es seit Messbeginn das zweitwärmste Jahr. Im Westen und Süden Österreichs ging 2022 sogar als das wärmste Jahr der Messgeschichte ein. Im Oktober wurde zudem erstmalig eine Tropennacht in Österreich verzeichnet.

Gleichzeitig war das Jahr 2022 in vielen Regionen Österreichs auch ein überdurchschnittlich trockenes Jahr: Besonders im Osten und Süden fielen verbreitet um ein Viertel weniger Niederschläge als im Durchschnitt. Zugleich schien die Sonne extrem lange, 2022 gilt als zehntsonnigstes Jahr der Aufzeichnungen. Der März war sogar der trockenste und sonnenscheinreichste seit zumindest dem Jahr 1961.  

Die Hitze und Trockenheit spiegelten sich in Dürre und Ernteausfällen, Waldbränden, niedrigen Pegelständen von fließenden wie stehenden Gewässern und Grundwasser wider. Ebenso machte der Schneemangel vielen Schigebieten zu schaffen. Sehr lange Trockenperioden im Osten Österreichs standen im Gegensatz zu heftigen Unwettern und Überschwemmungen im Westen des Landes.

Beispiellos war der Gletscherrückgang, begünstigt durch die Kombination aus extrem hohen Temperaturen, wenig Schneefall und starker Strahlung. Die österreichischen Gletscher verloren im Jahr 2022 mehr als doppelt so viel Masse wie im Schnitt der letzten 30 Jahre. Klimaprojektionen gehen von einer Halbierung des Gletschervolumens in den Alpen in den kommenden 20 Jahren aus.

Der Gletscherschwund hat tiefgreifende Folgen auf alpine Infrastruktur, Sicherheit im alpinen Raum, Wasser- und Energiewirtschaft und Tourismus, aber auch Ökologie und Biodiversität. Anpassungsmaßnahmen werden insbesondere im Bereich der Wasserwirtschaft, Katastrophenschutz und Tourismus notwendig sein.

Der Klimastatusbericht Österreich 2022 wurde im Auftrag des Klima- und Energiefonds sowie aller neun Bundesländer durch das Climate Change Centre Austria (CCCA) in Zusammenarbeit mit der GeoSphere Austria – Bundesanstalt für Geologie, Geophysik, Klimatologie und Meteorologie und der Universität für Bodenkultur (BOKU) und unter Mitwirkung zahlreicher weiterer Forschungseinrichtungen erstellt. (AK, Juni 2022)