Gesamtstaatlicher Hitzeschutzplan 2017 für Österreich

Extreme Hitze und Hitzewellen können zu erheblichen Beeinträchtigungen der Gesundheit führen. Die bereits beobachtete Zunahme von Hitzetagen und Hitzewellen wird sich durch den Klimawandel fortsetzen. Das Bundesministerium für Gesundheit und Frauen hat 2017 einen gesamtstaatlichen Hitzeschutzplan entwickelt.

Die Auswirkungen von Temperaturerhöhung und insbesondere von Hitzewellen zählen zu den bedeutendsten direkten Gesundheitseffekten des Klimawandels. Hitze belastet den menschlichen Organismus und kann vor allem bei bestehender schlechter gesundheitlicher Ausgangslage bis hin zum Tod führen (häufig durch Herzkreislaufversagen). Die Auswirkung thermischer Belastungen auf den Menschen hängt dabei stark von der individuellen Situation, wie dem allgemeinen Gesundheitszustand (bestehende Vorerkrankungen, Flüssigkeitsmangel, verminderte psychische und physische Fitness), aber auch von der jeweiligen Wohn- und Betreuungssituation ab. Als besonders verletzliche Bevölkerungsgruppe zählen ältere, pflegebedürftige und chronisch kranke Personen und Kinder.

Anstieg von Hitzetagen und höhere Temperaturen beobachtet

Für Österreich ist eine deutliche Zunahme der Hitzetage zu beobachten. Der Vergleich der Klimanormalperioden 1961 bis 1990 und 1981 bis 2010 belegt für alle Landeshauptstädte, dass Hitzetage und -wellen mit Tageshöchstwerten über 30 °C in den letzten Jahrzehnten häufiger wurden (ZAMG 2015a, b). In Wien ist die durchschnittliche Zahl an Tagen mit 30 °C und mehr von 9,6 für den Zeitraum 1961 bis 1990 auf 15,2 für den Zeitraum 1981 bis 2010 gestiegen, in Innsbruck von 9,0 auf 16,6 und in Klagenfurt von 6,2 auf 13,9. Der Sommer 2015 war einer der extremsten Sommer der Messgeschichte und österreichweit der zweitwärmste Sommer seit 1767. In Wien wurden im Zeitraum von Juni bis August 40, in Innsbruck 35 und in Klagenfurt 33 Hitzetage gemessen. In vielen Städten gab es Rekorde durch zahlreiche extreme Hitzetage mit über 35°C. Im August 2013 wurde erstmals an einer Messstation der ZAMG die 40°C-Marke erreicht.

Vergleich der durchschnittlichen Anzahl der Hitzetage für die Klimanormalperioden 1961-1990, 1971-2000 und 1981-2010 und Rekordwerte.
Vergleich der durchschnittlichen Anzahl der Hitzetage für die Klimanormalperioden 1961-1990, 1971-2000 und 1981-2010 und Rekordwerte.

Die Ergebnisse des Forschungsprojekts COIN (Kosten des Nichthandels) kommen für den Bereich Gesundheit zum Schluss, dass ohne entsprechende Vorbereitung und Maßnahmen durch den Klimawandel zwischen 2016 und 2045 jährlich bis zu rund 1.200 Hitzetote - zwischen 2036 und 2065 bis zu rund 3.000 möglich sind. Neben hitzebedingter Einbußen der Lebensqualität aller Menschen könnten Hitzeperioden das Gesundheitssystem durch Spitzenbelastungen extrem herausfordern.

Gesamtstaatlicher Hitzeschutzplan entwickelt

Um die Bevölkerung bestmöglich vor den gesundheitlichen Folgen durch Hitze zu schützen, hat das BMGF die Initiative zur Entwicklung eines gesamtstaatlichen Hitzeschutzplans ergriffen. Im Vordergrund stehen dabei die umfassende Information der Bevölkerung zu richtigem Verhalten und zu möglichen Maßnahmen zum Schutz vor Hitzewellen und extremen Hitzetagen. Der vorliegende Hitzeschutzplan wurde unter Einbindung der Landessanitätsdirektionen der Bundesländer und weiterer wichtiger Institutionen wie der ZAMG und der Apothekerkammer sowie des BMLFUWs und des Umweltbundesamts erstellt.

Der Hitzeschutzplan ist auf der Homepage des BMGFs veröffentlicht. Zusätzlich finden sich auf der Website „Tipps für schweißtreibende Temperaturen“. Ein Infoblatt und ein Folder stehen zum Download bereit. Im Bedarfsfall bei länger andauernden oder besonders starker Hitzebelastung wird in Zusammenarbeit mit der AGES (Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit) ein Hitzetelefon zur Beratung der Bevölkerung eingerichtet.

Die Entwicklung eines Hitzeschutzplans, als wichtigen Beitrag zum Schutz der Bevölkerung vor gesundheitlichen Beeinträchtigungen, findet sich als Handlungsempfehlung in der Österreichischen Strategie zur Anpassung an den Klimawandel.

Hitzeschutz in den Bundesländern

Hitzeschutzpläne bzw. Hitzetools oder -warndienste liegen u.a. für die Länder Steiermark, Kärnten, Wien und Niederösterreich vor. Zusätzlich finden sich auf den Websites Tipps und Informationsmaterialien mit Verhaltenstipps bei Hitze. (Juni 2017)