Pollen machen vielen das Leben schwer
Während sich viele Menschen des Frühlings und der steigenden Temperaturen erfreuen, bedeutet diese Zeit für Menschen mit einer Pollenallergie eine große Belastung. Die Pollen der Birke, von Gräsern und zahlreichen anderen Pflanzen verursachen gesundheitliche Beschwerden. Der Klimawandel dürfte die Problematik noch weiter verschärfen.
Lebt man in Österreich und ist auf die Pollen der Birke allergisch, dann hat man die Beschwerden schon hinter sich. Das sagt zumindest der „Pollen Countdown“ des Pollenwarndienstes der Medizinischen Universität Wien, der Interessierte über die verbleibende Zeit bis zum Erblühen von Birke, Esche, Hasel und Co. informiert. Anders ist es bei Gräsern, deren Pollen derzeit vielen Menschen aktuell massive Beschwerden wie Schnupfen und Atemnot bescheren. In schweren Fällen oder in Kombination mit Vorerkrankungen kann das auch lebensbedrohlich werden. Als Ergänzung zum Pollen-Countdown stellt der Österreichische Pollenwarndienst auch eine Vorhersage zur Verfügung, die täglich erneuert wird und in Zusammenarbeit mit der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik erstellt wird. Diese Hilfsmittel unterstützen Allergikerinnen und Allergiker bei der Planung ihres Alltags, um die Belastung gering halten zu können.
Das Klima verändert sich – was bedeutet das für die Pollenbelastung?
In einem 2016 veröffentlichten Positionspapier der deutschen Kommission Umweltmedizin am Robert Koch-Institut zum damaligen Stand zur Verbreitung von Allergien, wird davon ausgegangen, dass etwa 20 % der deutschen Bevölkerung an Allergien leiden. Etwa 14,8 % der Erwachsenen und 10,7 % der Kinder und Jugendlichen Deutschlands leiden beispielsweise an pollenbedingter allergischer Rhinitis, besser bekannt als Heuschnupfen. Die Häufigkeiten von ärztlich diagnostiziertem Heuschnupfen und anderen Allergien blieb in den 15 Jahren davor nahezu unverändert, doch welche Veränderung wird der Klimawandel mit sich bringen?
Dieser Frage ist Dr. Conny Höflich vom deutschen Umweltbundesamt nachgegangen und hat ihre Erkenntnisse in einem Artikel in der Zeitschrift UMID zusammengefasst. Der Autorin zufolge könnten der Anstieg der atmosphärischen CO2-Konzentration und der Temperaturanstieg einen direkten Einfluss auf das Pollen-System haben. Das wiederum könnte konkret Auswirkungen auf die Pollenkonzentration, den Allergengehalt von Pollen, Beginn und Dauer der Pollensaison und auf das Pollenspektrum haben. Das Ergebnis wäre eine Zunahme der Pollenlast. Also keine guten Nachrichten, da eine Zunahme der Pollenlast einen Anstieg der Sensibilisierungsraten und Erkrankungsraten bedeutet.
Die Beifuss-Ambrosie: Prognosen für den Zeitraum 2041 bis 2060
Am Beispiel der Beifuss-Ambrosie illustriert Höflich in ihrem Artikel die zu erwartende Entwicklung der Pollenbelastung für den Zeitraum 2041 bis 2060. Sie zitiert dabei eine Studie von Iain Lake et al., die im Jahr 2017 unter dem Titel „Climate Change and Future Pollen Allergy in Europe“ publiziert wurde. Laut den Projektionen der Autorenschaft wird sich die Anzahl der Menschen mit einer Sensibilität gegenüber der Beifuss-Ambrosie im Zeitraum 2041-2060 mehr als verdoppeln. Die höheren Pollenkonzentrationen und die Verlängerung der Pollensaison werden außerdem die entsprechenden Symptome verstärken. Verantwortlich dafür ist aber nicht nur der Klimawandel, sondern auch die zunehmende Ausbreitung invasiver Pflanzenarten, wie eben die Beifuss-Ambrosie.
Welche Handlungsmöglichkeiten gibt es?
Höflich beschreibt in ihrem Artikel folgende Maßnahmen, die getroffen werden können:
- Monitoring der Verbreitung: Eine Meldepflicht oder systematische Pflanzenkartierungen können dabei helfen, ein vollständiges Verbreitungsbild zu bekommen.
- Monitoring der Pollenlast: Ein kontinuierliches flächendeckendes Pollen-Monitoring zeigt Veränderungen in Dauer und Stärke der Pollenbelastung und Veränderungen im Pollenspektrum an. Diese Informationen sind unter anderem vor dem Hintergrund des Klimawandels und notwendiger Anpassungsmaßnahmen bedeutsam.
- Monitoring der Sensibilisierung: Eine systematische und bundesweite Erfassung patientenbasierter Daten ist für die Planung von Maßnahmen im Rahmen der gesundheitlichen Vorsorge wichtig.
- Information der Bevölkerung und politisch verantwortlicher Personen: Um Bewusstsein gegenüber der Problematik von pollenassoziierten Allergien zu schaffen, sind Informationskampagnen erforderlich.
- Umsetzung von Bekämpfungsmaßnahmen: Die Schaffung gesetzlicher Rahmenbedingung sind Grundlage für Maßnamen, die die Ausbreitung der Beifuss-Ambrosie oder anderer invasiver allergener Pflanzenarten begrenzen oder stoppen können.
Auch in Österreich besteht Bedarf an der Umsetzung der genannten Maßnahmen, um auf die Auswirkungen des Klimawandels vorbereitet zu sein. Mit dem Österreichischen Pollenwarndienst und den Warndiensten der Bundesländer existieren bereits wichtige Einrichtungen, die in der Kommunikation mit der Bevölkerung oder dem Monitoring der Pollenlast eine wesentliche Rolle spielen. Der Pollenwarndienst ist beispielsweise in den sozialen Medien aktiv und versorgt auf Facebook über 8.000 Nutzerinnen und Nutzer mit Warnungen über die aktuelle Pollenbelastung. Im Bereich der Bekämpfungsmaßnahmen gibt es bereits Aktivitäten und Projekte, jedoch bedarf es hier noch großer Anstrengungen, um die Gesundheit der Bevölkerung vor den negativen Auswirkungen des Klimawandels zu schützen. (CL, Juni 2018)