NORM – klimaresiliente Bauwirtschaft für Gesundheit und Wohlbefinden

Im Rahmen des ACRP-Forschungsprojektes NORM wurden österreichische Regelungen, Gesetze und Normen für Freiräume und Innenräume in Bezug auf die Gesundheit und das Wohlbefinden des Menschen untersucht. Ziel war die Entwicklung von Handlungsempfehlungen, um gesundheits- und gesundheitsfördernden Bauvorschriften, Gesetze und Normen weiterzuentwickeln.

Foto Frau mit Handtuch am Hals wegen Hitze

Im Projekt "NORM - New Options for Resilient Measures for human health and well-being in the construction industry under climate change in Austria" (2020 – 2022) wurden städtische Typologien und Freiraumstrukturen auf der Grundlage von Klimaszenarien simuliert, um zukünftige Bedingungen und deren Auswirkungen auf die Gesundheit und das Wohlbefinden des Menschen zu verstehen. Das Ziel von NORM ist die Entwicklung eines politischen Leitfadens für eine klimafreundliche Anpassung und Entwicklung von Vorschriften, Gesetzen und Normen, die für die menschliche Gesundheit und das Wohlbefinden bei der Gestaltung und dem Betrieb der bebauten Umwelt in städtischen Gebieten relevant sind. Das Projekt wurde von bauXund geleitet und gemeinsam mit Green4Cities GmbH, IBR&I - Institute of Building Research & Innovation ZT GmbH, dem Department of Environmental Health, Center for Public Health der Medizinischen Universität Wien und dem Institut für Meteorologie und Klimatologie der Universität für Bodenkultur Wien umgesetzt.

Zur Erreichung dieser Projektziele wurden unterschiedlichste Methoden angewandt. Unter anderem wurden Bauvorschriften, Gesetze und Normen, die sich auf die Gesundheit und das Wohlbefinden sowie auf den Betrieb von Gebäuden und Außenanlagen beziehen, überprüft und relevante Aspekte und notwendige Qualitäten jener identifiziert. Außerdem wurde ein Simulationsmodell erarbeitet, welches die wichtigsten städtischen Standardtypologien und Freiraumstrukturen miteinbezieht und Klimawandelszenarien integriert. Für die Modellanwendung wurden drei verschiedene Standorte ausgesucht: Wien, Graz und Innsbruck. Basierend auf den genannten Methoden wurden schlussendlich Handlungsempfehlungen für die Weiterentwicklung von gesundheits- und gesundheitsfördernden Bauvorschriften, Gesetzen und Normen abgeleitet, welche eine Rolle bei der Anpassung an die Folgen des Klimawandels spielen könnten.

Die Modellsimulationen haben gezeigt, dass sich die ausgewählten Städte in Zukunft bei Hitzewellen nicht ausreichend abkühlen werden, was zu einer hohen gesundheitlichen Belastung führen könnte. In den Klimaszenarien RCP 4.5 (moderat reduzierte Treibhausgas-Emissionen) und RCP 8.5 (sehr hohe Treibhausgas-Emissionen) wird es in den vorhandenen städtischen Strukturen bei Hitzewellen keine Freiflächen mehr geben, die einen angenehmen Aufenthalt im Freien ohne Hitzestress ermöglichen. Es wurde auch gezeigt, dass die Art und Weise, wie unsere Gebäude gestaltet sind und betrieben werden, sowohl eine wichtige Rolle für die Erhöhung der Biodiversität als auch für die Anpassung an den Klimawandel spielen kann. Im Zuge der Studie hat sich klar gezeigt, dass bei Home-Office und Büronutzung ohne aktive Kühlungsmaßnahmen eine Überhitzung des Innenraumes nicht mehr verhindert werden kann. Hier wurden die Vorteile von Flächenkühlsystemen durch thermische Aktivierung von Innenraumoberflächen besonders hervorgehoben, da sie eine ausreichend effektive und klimaneutrale Option darstellen. Empfehlungen zur Verhaltensanpassung unter dem Klimawandel, einschließlich Begrünung, adäquater Belüftung und Kühltechniken, sind daher für Arbeitnehmer, die von zu Hause aus arbeiten, dringend erforderlich, um die physische und psychische Gesundheit und das Wohlbefinden zu erhalten. Weitere Lösungswege, um den Auswirkungen des Klimawandels in Städten entgegenzusteuern, sind im Außenraum beispielsweise grüne und blaue Infrastrukturen, welche einen Betrag zur Hitzereduktion leisten. Außerdem hat sich Regenwassermanagement und das Schwammstadt-Konzept als Standard etabliert. Im Innenraum hingegen können technische Maßnahmen wie die Anwendung von Sonnenschutz- oder Kühlmaßnahmen wie eine thermische Sanierung von Bestandsgebäuden für ein behagliches Raumklima sorgen.

Diese und viele weitere Maßnahmen werden in Zukunft notwendig sein, um die Auswirkungen des Klimawandels in Städten auf die Arbeit und die menschliche Gesundheit und das Wohlbefinden abzufedern. Generell ist jedoch festzuhalten, dass weiterer Forschungsbedarf betreffend die Folgen des Klimawandels auf die physische und psychische menschliche Gesundheit besteht. Das Projekt wurde aus Mitteln des Klima- und Energiefonds gefördert und im Rahmen des Programms „ACRP“ durchgeführt. (DV, Juni 2023)