Kühler Kopf trotz Sommerhitze
Konzentriertes Arbeiten in nicht klimatisierten Räumen ist im Sommer oft schwierig. In wissenschaftlichen Untersuchungen beurteilten Versuchspersonen den thermischen Komfort bei unterschiedlichen Lösungen, wie Deckenventilatoren, beweglichem und statischem Sonnenschutz. Besonders psychologische und gebäudebezogene Aspekte spielen eine große Rolle.
Bei hohen Außentemperaturen ist ein konzentriertes Arbeiten in nicht klimatisierten Räumen schwierig. Wissenschaftler/-innen des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) und der Bergischen Universität Wuppertal haben untersucht, unter welchen Umständen ein angenehmes Arbeiten auch in nicht gekühlten Gebäuden im Sommer möglich sein kann.
Relativ einfach zu realisieren ist der Einbau von Deckenventilatoren in Büroräumen. Die erhöhte Luftbewegung wird bei hohen Temperaturen von vielen Menschen als sehr angenehm empfunden. Beträgt die Luftgeschwindigkeit am Körper z.B. 0,5 m/s, wird der Komfortbereich um ca. 1,7 Kelvin nach oben hin erweitert. Ein weiterer Vorteil von Deckenventilatoren ist die sofort spürbare Wirkung und die Möglichkeit einer individuellen Steuerung.
Weitere Maßnahmen wären individuell bedienbare Rollos oder Jalousien in Kombination mit statischem Sonnenschutz. Bei letzterem kann nun die geometrisch optimierte Formfindung automatisiert über ein Simulationsverfahren, welches Materialeigenschaften, Energie- und Komfortaspekte berücksichtigt, erfolgen. Durch statischen Sonnenschutz reduziert sich die Nutzungshäufigkeit von Rollos oder Jalousien und ein freier Blick aus dem Fenster ist häufiger möglich.
Die Felduntersuchungen fanden in sechs Bürogebäuden in Karlsruhe und Stuttgart statt. Zusätzlich wurden Versuchsreihen auf Testständen im Wuppertal, in Karlsruhe und in Lyngby (Dänemark) durchgeführt. Die Bewertung der Ergebnisse erfolgte mit dem sogenannten Bilanzmodell (ATHB). Diese Kombination aus Komfort- und Wärmebilanzmodell dient dazu, die thermische Behaglichkeit in Gebäuden objektiv beurteilen und modellieren zu können. Berücksichtigt wurden Lufttemperatur, Luftfeuchtigkeit, Luftgeschwindigkeit, Strahlungstemperatur, Bekleidungsgrad, Aktivitätsgrad, Außentemperatur, psychologische (z.B. wahrgenommene Kontrolle) und gebäudebezogene (z.B. Art der Klimatisierung und Belegungsdichte) Faktoren.
Menschen fühlen sich besonders dann behaglich, wenn die abgegebene Energie gleich groß jener Energiemenge ist, die im Körper durch Stoffwechselprozesse und Aktivität erzeugt wird. Der thermische Komfort wird von Nutzerinnen und Nutzern unterschiedlich nach persönlichem Empfinden und Jahreszeit beurteilt. Hohe Innenraumtemperaturen (zwischen 27 und 29 °C) werden eher im Sommer akzeptiert, als im Winter. Temperaturen über 29 °C werden unabhängig von der Jahreszeit als unangenehm empfunden.
Einen besonders großen Einfluss auf den thermischen Komfort hat die Erwartung der das Gebäude nutzenden Menschen. So werden an neue oder modernisierte Gebäude grundsätzlich höhere Anforderungen gestellt, als an bestehende. Personen sind auch zufriedener, wenn sie das Raumklima selbst beeinflussen können. Kontrollmöglichkeiten wirken demnach positiv, wobei Ventilatoren mehr Konflikte verursachen, als Fenster.
Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Bürobelegung: Je mehr Personen sich in einem Raum befinden, umso schlechter wird der thermische Komfort beurteilt.
Durch das entwickelte Modell kann das Komfortempfinden von Nutzerinnen und Nutzern bereits in der Planungsphase eines Gebäudes vorhergesagt werden. Damit der Ansatz als allgemein gültig angesehen werden kann, ist jedoch noch eine breitere Datenbasis erforderlich. (MO, Juni 2016)