Vögel reagieren auf Klimaerwärmung
Bereits ein geringer Anstieg der Temperaturen hat Auswirkungen auf die Tier- und Pflanzenwelt. Dadurch gerät das Leben von diversen Arten immer mehr durcheinander. Für einige Arten stellen höhere Temperaturen ein großes Problem dar, andere wiederum passen sich den neuen Gegebenheiten an.
Die Folgen des Klimawandels sind sowohl am Land als auch in der Stadt deutlich spürbar. Ein Zeichen sind längere und wärmere Sommer, mehr Hitzetage und Trockenheit. Das heißt, der Klimawandel bringt die Jahreszeiten in Bewegung: Frühling, Sommer und Herbst beginnen früher und dauern länger an. Gleichzeitig wird die kalte Jahreszeit immer kürzer.
Tiere und Pflanzen bekommen den Klimawandel zu spüren
Die Verschiebung der Jahreszeiten hat zum Teil beträchtliche Folgen für diverse Tier- und Pflanzenarten. Einige Arten profitieren von Veränderungen im Lebensraum, zum Beispiel hinsichtlich höherer Temperaturen. Andere wiederum zählen zu den Verlierern. Forscherinnen und Forscher der Zürcher Universität ETH haben 2018 festgestellt, dass früh auftretende warme Temperaturen das Risiko für Frostschäden bei Bäumen und Büschen steigern können. Denn die Pflanzen treiben früher aus und sind in Folge ungeschützter vor überraschendem Kälteeintritt im späten Frühjahr. Blüten werden nicht bestäubt, wenn die Insekten, die dafür zuständig sind, noch nicht geschlüpft sind. Oder umgekehrt – Insekten verhungern, weil deren Nahrungsquellen wie bestimmte Pflanzenarten nach deren Schlüpfen nicht mehr oder noch nicht wachsen. Auch für den Menschen hat die Verschiebung der Jahreszeiten Folgen. Durch kürzere Winter können Schädlinge und Krankheitserreger, die bislang in unseren Breiten nicht heimisch waren, überleben und sich ausbreiten.
Zugvögel und der Klimawandel
Deutlich zu sehen sind die Auswirkungen der Klimaerwärmung auf Zugvögel. Eine Anpassung muss immer schneller erfolgen. Arten wie der Bienenfresser, welche von wärmeren Temperaturen profitieren, sind hierzulande in Weinbaugebieten und Siedlungsräumen wieder verstärkt vorzufinden. Vogelarten wie die Bachstelze, der Zilpzalp oder der Hausrotschwanz tendieren heute eher dazu, den Winter in Österreich – vermehrt in der Stadt – zu verbringen. Schwalben kehren inzwischen durchschnittlich zehn Tage früher aus wärmeren Gebieten zurück. Bereits ein Grad mehr lässt die sensiblen Tiere um ein bis zwei Tage früher ankommen. Eine erstaunliche Anpassungsfähigkeit einiger Arten, zum Beispiel der Mönchsgrasmücke, ist das Entwickeln neuer Zugrouten. Insbesondere kleinere Arten scheinen flexibler auf den Klimawandel zu reagieren und überwintern nicht mehr in Ländern wie Südfrankreich oder Spanien sondern steuern vermehrt Länder wie Südengland an, wo das immer milder werdende Klima eine erfolgreiche Überwinterung ermöglicht. Innerhalb weniger Generationen ist es dieser Vogelart gelungen, neue Flugrouten und Winterquartiere in deren Erbgut zu speichern. Weniger flexiblere Zugvögel, wie Langstreckenflieger, geraten durch den Klimawandel zunehmend in Bedrängnis, da sie auf intakte Verhältnisse an mehreren Orten der Welt angewiesen sind: an Brutplätzen, in ihrem Überwinterungsgebiet und an Rastplätzen entlang der Route. Vor allem die Ernährungslage ist ein wesentlicher Faktor. Im Zuge der Klimaerwärmung entwickeln sich auch etliche Insekten früher als sonst. Dadurch fehlt diversen Vogelarten die Ernährungsgrundlage. Infolge der Klimaerwärmung versteppen zunehmende weite Landstriche Afrikas oder verschwinden wertvolle Feuchtgebiete, was den Verlust lebensnotwendiger Rastplätze bedeutet. Die Anpassungsfähigkeit vieler Tier- und Pflanzenarten entscheidet letztendlich darüber, wer zu den Verlierern und wer zu den Gewinnern zählt!
Wildtierbeobachtung durch Bevölkerung
Um der Forschung wertvolle Informationen über Wildtiere und weitere Naturforschungen zu übermitteln, können Stadtbewohnerinnen und Stadtbewohner ihre Beobachtungen über die App „Naturkalender ZAMG“ sowie auf der Internetplattform Stadtwildtiere.at eintragen. Damit können unter anderem Veränderungen auf Wildtiere und Natur, wie jene durch den Klimawandel, dokumentiert und in weiterer Folge untersucht werden. (CM, Dezember 2020)