ÖKS15: Neue Daten zum Klimawandel für Österreich

Mit den ÖKS15-Klimaszenarien für Österreich liegen robuste und hochaufgelöste Basisdaten zur Klimavergangenheit sowie zur Klimazukunft vor. Die Ergebnisse zeigen, dass die Mitteltemperatur in Österreich innerhalb der letzten 25 Jahre um 1,0 °C gestiegen ist. Ein weiterer Anstieg der Durchschnittstemperatur von 1,3 °C bis 2050 lässt sich laut den Forschungsergebnissen nicht mehr verhindern. Die vorliegenden Ergebnisse stellen den aktuellen Stand des Wissens zum Klimawandel dar.

Für Österreich liegen erstmals flächendeckende und fehlerkorrigierte Daten zum Klimawandel vor (Dezember 2016). Das Ministerium für ein lebenswertes Österreich und alle neun Bundesländer haben für diese Arbeiten ein Konsortium aus Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG), Wegener Center für Klima und globalen Wandel (WEGC) und dem Interfakultären Fachbereich Geoinformatik der Universität Salzburg (Z_GIS) beauftragt.

Mit dieser Studie liegen nun Auswertungen der beobachteten Klimaveränderungen der letzten Jahrzehnte vor. Zusätzlich liefern Klimaszenarien aktuelle Aussagen zu den Klimaveränderungen bis zum Ende des 21. Jahrhunderts. Diese Analyse ermöglicht einen guten Einblick in die zu erwartenden Auswirkungen des Klimawandels in Österreich. Sie stellen eine wertvolle Basis für die weiteren Überlegungen zum Umgang mit den Klimafolgen dar und können für entsprechende Beratungsangebote von betroffenen Akteur/-innen herangezogen werden. Die Ergebnisse wurden für Entscheidungstragende auf Bundesebene und für die Bundesländer aufbereitet. Zusätzlich stehen der Wissenschaft diese neuen Klimadaten über das Climate Change Centre Austria (CCCA) für weitere Detailstudien uneingeschränkt zur Verfügung.

Dr. Markus Kottek, Klimaschutzkoordinator von Kärnten, sieht einen großen Mehrwert der ÖKS15-Factsheets für die Bundesländer: „Die Anpassung an den Klimawandel und die Identifikation möglicher Handlungsoptionen erfordert eine fundierte Analyse des Klimawandels und dessen Auswirkungen. Die Factsheets für die einzelnen Bundesländer und ausgewählte Gemeinden helfen uns dabei, die jeweilige Ausgangssituation und die zu erwartenden regionalen Veränderungen plakativ auf den Punkt zu bringen. Mit dieser fundierten wissenschaftlichen Basis können wir nun an Entscheidungstragende auf Landesebene und in den Regionen und Gemeinden herantreten, um erste Schritte zur Klimawandelanpassung zu setzen“.

Klimaerwärmung findet nachweisbar statt

Um das Klima der Vergangenheit zu analysieren, haben die Forscher/-innen Gitterdatensätze für gesamt Österreich mit einem Kilometer räumlicher Auflösung verwendet. Folgende Aussagen ergaben sich aus der Analyse des Klimas der vergangenen Dekaden.

Temperaturbezogene gemessene Veränderungen:

  • Innerhalb der letzten 25 Jahre gab es einen starken und signifikanten Anstieg der Mitteltemperatur in ganz Österreich um + 1 °C (siehe Abbildung). Die stärkste Erwärmung war im Sommer zu verzeichnen (+ 1,3 °C). Im Winter war die Erwärmung auf den Bergen stärker als im Flachland, im Sommer hingegen gleichmäßiger.
Änderung der saisonalen Mitteltemperaturen in °C innerhalb der letzten 25 Jahre
Änderung der saisonalen Mitteltemperaturen in °C innerhalb der letzten 25 Jahre
  • Sowohl Sommertage (Tage mit Temperaturen von > 25 °C) als auch Hitzetage (Tage mit Temperaturen von > 30 °C) haben im österreichweiten Mittel stark zugenommen, Sommertage um + 8,2 auf 15 Tage und Hitzetage um + 2,8 auf 9 Tage. Zudem war ein zunehmendes Auftreten von Sommer- und Hitzetagen in den Übergangsjahreszeiten zu beobachten.
  • Die Dauer der Vegetationsperiode hat um + 13,5 auf 212 Tage im österreichischen Mittel zugenommen. Die stärkste Zunahme war in den Niederungen Nord- und Ostösterreichs sowie in höhergelegenen Berg- und Tallagen in Richtung Oberitalien zu verzeichnen.
  • Die Zahl der Kühlgradtage hat vor allem im Sommer und unterhalb von 1.000 m stark zugenommen. Hingegen haben Heizgradtage österreichweit stark abgenommen.
  • Ebenfalls haben Frosttage im österreichweiten Mittel um - 13,8 auf 135 Tage abgenommen. Die Frost-Tau-Wechseltage haben im Hochwinter in Vorarlberg, Tirol, Salzburg, Kärnten und der Steiermark um bis zu + 10 Tage zugenommen (v.a. in Lagen über 1.500 m). In tiefen Lagen nahmen sie hingegen in den Monaten Oktober/November, März/April um etwa - 12 Tage ab.

Niederschlagsbezogene gemessene Veränderungen:

  • Die Jahresniederschlagssumme hat im österreichweiten Mittel um + 11 % zugenommen. Das aktuelle Niveau entspricht jedoch dem langfristigen Durchschnitt. Die Zunahme ist viel mehr durch ein ausgeprägtes Langzeitminimum in den 1970er Jahren zu erklären. 
  • Die Niederschlagsentwicklung zeigt deutliche regionale Unterschiede. Auf der Alpennordseite war die Zunahme des Niederschlags am stärksten, im Südosten des Alpenbogens am geringsten.
  • Die Häufigkeit von schwachen oder moderaten Niederschlagstagen hat im Österreichmittel abgenommen und jene von starken bis extremen Niederschlagsereignissen zugenommen.

Der Studienmitautor Mag. Michael Hofstätter von der ZAMG fasst die wichtigsten Erkenntnisse aus der Analyse der Daten für die Vergangenheit wie folgt zusammen: „Erstmalig konnte gezeigt werden, dass sich der Klimawandel in Österreich unterschiedlich auswirkt. Die Lufttemperatur hat beispielsweise im Herbst deutlich weniger zugenommen als in den anderen Jahreszeiten. Die stärkste Erwärmung zeigte sich im Winter zwischen den Kitzbüheler Alpen und den Karawanken. Der Niederschlag wiederum nahm auf der Alpennordseite vor allem im Frühling zu, wohingegen im Süden speziell im Winter eine Abnahme beobachtet wurde.“

Klimazukunft liegt in unserer Hand

Auf Basis der neuesten Generation regionaler Klimamodelle wurden im Rahmen von ÖKS15 Klimaszenarien bis 2100 ausgewertet. Das verwendete Ensemble besteht aus 13 Klimamodellen und zwei unterschiedlichen Treibhausgasszenarien (RCP8.5 und RCP4.5). Dadurch wird eindrucksvoll demonstriert, dass die Klimazukunft in unseren Händen liegt:

  • Szenario RCP8.5 spiegelt das „business-as-usual“ wieder – also einen ungebremsten Treibhausgas-Ausstoß, sodass bis 2100 eine 3x höhere Konzentration vorliegt als heute.
  • Szenario RCP4.5 zeigt eine Zukunft, bei der es uns gelungen ist, nach 2040 die weltweiten Treibhausgasemissionen zu reduzieren und bis 2080 bei etwa der Hälfte des heutigen Niveaus einzupendeln. (Anmerkung: Zur Erreichung des im Weltklimavertrag verankerten Ziels muss aber auch der RCP4.5 Pfad noch deutlich unterschritten werden!).

Daraus abgeleitet stehen nun Informationen für die nahe Zukunft (2021-2050) und für die ferne Zukunft (2071-2100) im Vergleich zur Periode 1971-2000 zur Verfügung. Folgende Kernaussagen sind aus den Berechnungen abzuleiten:

Mögliche temperaturbezogene Veränderungen:

  • Bis 2050 zeigen beide Szenarien einen ähnlichen Anstieg der Jahresdurchschnittstemperatur von + 1,3 °C in RCP4.5 bzw. + 1,4 °C in RCP8.5. Für die ferne Zukunft wird in RCP8.5 mit österreichweit + 4,0 °C eine wesentlich stärker ausgeprägte Temperaturzunahme als in RCP4.5 mit + 2,3 °C erwartet.
  • Im Winter ist in beiden Szenarien österreichweit sowohl in der nahen als auch in der fernen Zukunft die Erwärmung im Mittel am stärksten ausgeprägt, im Frühling jeweils am schwächsten.
  • Die Frosttage werden hingegen bis 2100 um 42 (RCP4.5) bis 70 Tage (RCP8.5) abnehmen.
  • Bis 2050 ergibt sich in beiden Szenarien eine verbreitete Zunahme von 4 Hitzetagen und 10 Sommertagen im österreichweiten Mittel. Bis 2100 ist ein wesentlich höherer Anstieg von durchschnittlich 17,4 Hitzetagen in RCP8.5 im Vergleich zu 7 Hitzetagen in RCP4.5 zu erwarten (siehe Abbildung).
Regionale Änderung der Hitzetage gegenüber dem Bezugszeitraum (1971-2000) für unterschiedliche Treibhausgasszenarien
Regionale Änderung der Hitzetage gegenüber dem Bezugszeitraum (1971-2000) für unterschiedliche Treibhausgasszenarien

Mögliche niederschlagsbezogene Veränderungen:

  • Szenarien über den Niederschlag sind mit größeren Unsicherheiten verbunden. Österreichweit zeigt sich eine deutliche Änderung der Jahresniederschlagssumme erst für die ferne Zukunft. Für RCP8.5 nimmt die Niederschlagsmenge im österreichischen Durchschnitt bis 2100 um + 8,7 % zu.
  • Im saisonalen Vergleich zeigen sich nur im RCP8.5-Szenario der fernen Zukunft deutliche Änderungen für größere zusammenhängende Gebiete. Dies gilt im Winter vor allem für Nordostösterreich mit einer Zunahme von durchschnittlich + 30 % sowie im Frühling im Bereich der nördlichen Kalkalpen und des nördlichen Alpenvorlands mit einer Zunahme von rund + 18 %.

Statement von Dr. Helmut Hojesky als Resümee: „Mit der Durchführung des ÖKS15 Projekts wurde ein bereits seit langem bestehender Wunsch, nämlich möglichst hochauflösende Klimaszenarien als gemeinsame Grundlage für nachfolgende Studien und die praktische Umsetzung im gesamten Bundesgebiet zu erstellen, realisiert.  ÖKS15 kann daher als Basiswerk für viele nachfolgende Aktivitäten in der Klimaforschung und Klimawandelanpassung betrachtet werden und regt den national und international dringend benötigten Diskussionsprozess zwischen Klima- und Klimafolgenforschung einerseits und Nutzer/-innen von Klimainformationen, also vor allem Entscheidungstagende auf verschiedenen Ebenen, der breiten Öffentlichkeit, weitere Datennutzer/-innen, andererseits an.“

Ergebnisse liegen in unterschiedlichen Formaten vor 

Die Ergebnisse dieser umfangreichen Analyse wurden für unterschiedliche Zielgruppen aufbereitet und stehen online zur Verfügung:

  • Für Entscheidungstragende auf Bundesebene gibt die Zusammenfassung für Entscheidungstragende einen guten ersten Überblick über die wesentlichsten Ergebnisse.
  • Für Entscheidungstragende in den Bundesländern wurden Factsheets ausgearbeitet, deren Informationen auf das jeweilige Bundesland zugeschnitten sind. Die Factsheets können aus der Info-Box entnommen werden.
  • Für Personen, die an der Methodik und an umfangreichen Ergebnissen interessiert sind, steht der Endbericht als Nachlese zur Verfügung.
  • Die Datensätze aus dem Projekt stehen der Wissenschaft gratis und online zur Verfügung. (Dezember 2016)