Schadenverursachende Muren in Österreich
Muren verursachen immer wieder sehr große Schäden in Österreich. Dank des Ausbaus und der Instandhaltung von Schutzbauwerken nahm die Anzahl von Schäden in den letzten Jahrzehnten trotz Klimawandel und zunehmender Verbauung in exponierten Lagen jedoch nicht zu. Zu diesen Ergebnissen kam eine Studie von BOKU und ZAMG, in der 12.000 Murenereignisse zwischen 1962 und 2017 untersucht wurden.
In den letzten Jahren verursachten Muren im Alpenraum sehr große Schäden. Als Hauptursachen dafür wurden die Auswirkungen der Klimakrise sowie das Siedlungswachstum angesehen. Die Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) hat nun gemeinsam mit der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) den Zusammenhang zwischen Wildbachereignissen, Siedlungstätigkeit, der Schutzverbauung von Wildbächen und Klimadaten untersucht. Konkret wurden die Aufzeichnungen von rund 12.000 Ereignissen zwischen 1962 bis 2017 untersucht und mit einer Datenbank von rund 120.000 Schutzbauwerken, einer Gebäudebestandsaufnahme und 15 Klimaindizes zu auslösenden Bedingungen abgeglichen.
Die Ergebnisse zeigen, dass Starkniederschläge als typische Auslöser von Murenereignissen in den letzten sechs Jahrzehnten häufiger wurden. Gleichzeitig nahm die Anzahl von Gebäuden in exponierten Lagen eindeutig zu. Trotzdem konnte in den untersuchten 56 Jahren keine Veränderung von Häufigkeit, Ausmaß und Saisonalität von schadenverursachenden Ereignissen festgestellt werden. Es waren weder ein Trend zu mehr oder intensiveren Ereignissen noch zu einer saisonalen Veränderung erkennbar. Die meisten Muren gehen in Österreich in den Sommermonaten Juni, Juli und August ab, da in diesem Zeitraum am häufigsten große Regenmengen in kurzer Zeit fallen. Aufgrund der Klimaerwärmung wäre zu erwarten gewesen, dass Muren früher im Jahr auftreten, da die Zeit von Gewittern und die Schneeschmelze früher beginnen. Bisher konnte jedoch kein Trend in diese Richtung im Kontext zu schadbringenden Muren aufgezeigt werden.
Zurückzuführen ist dieser Widerspruch, dass es trotz immer gravierenderen Auswirkungen der Klimakrise und mehr Gebäuden in exponierten Lagen zu keiner Erhöhung Schaden verursachender Muren kommt, auf die kompensatorische Wirkung technischer Schutzbauten, die in den letzten Jahrzehnten vermehrt errichtet wurden. Seit den 1960er Jahren hat der Forsttechnische Dienst der Wildbach- und Lawinenverbauung die Zahl der Schutzbauten in Österreich nahezu verdreifacht und eine Zunahme schadbringender Muren dadurch verhindert. Die Verbauung mit Schutzbauwerken kompensiert so die steigende Exposition von Gebäuden als auch den Einfluss der Klimaveränderungen.
Um künftigen Auswirkungen der Klimakrise entgegenzuwirken, sind die Aufrechterhaltung dieser Schutzstrukturen und eine sensible Raum-/Gefahrenzonenplanung daher von größter Bedeutung. Gleichzeitig müssen Treibausgasemissionen möglichst schnell reduziert und somit eine Zunahme extremer Wetterereignisse abgeschwächt werden. [MO, April 2022]