Sanfter Natur-Tourismus
Urlaub im Bergsteigerdorf: Was ist das Besondere daran? Die Bergsteigerdörfer sind Tourismusorte in den Alpen, die sich für die Bewahrung von Landschaft und Umwelt sowie der örtlichen Kultur- und Naturwerte engagieren. Bergsteigerdörfer entstanden auf Initiative des Österreichischen Alpenvereins.
Angebote für einen sanften Sommer- und Wintertourismus stellen, gerade hinsichtlich der zukünftigen Herausforderungen durch den Klimawandel im Tourismus, einen wichtigen Schritt hin zu einem nachhaltigen Tourismus in Österreich dar. In den letzten Jahren haben sich einige regionale, nationale und sogar europäische Initiativen gebildet (wie z.B. Alpine Pearls oder Wanderdörfer), um diese Entwicklungen zu unterstützen und zu etablieren.
So auch das Projekt der "Bergsteigerdörfer", das auf eine Initiative des Österreichischen Alpenvereins zurückgeht und mit Unterstützung des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt- und Wasserwirtschaft und in direkter Zusammenarbeit mit der Alpenkonvention umgesetzt wurde.
Zentrales Ziel der Bergsteigerdörfer ist die Erhaltung und Verbesserung der Landschaft und Umweltsituation, die Bewahrung der örtlichen Kultur- und Naturwerte sowie die Förderung einer nachhaltigen Entwicklung in unseren Bergen. Will sich ein Ort als Bergsteigerdorf bezeichnen, dann muss er Anforderungen, die in einem ausführlichen Kriterienkatalog festgelegt sind, erfüllen.
Die Kriterien sind in drei Kategorien gegliedert:
- A) Ausschlusskriterien, die es für einen Ort unmöglich machen, ein Bergsteigerdorf zu sein(wie z.B. Lage an Autobahnen, Autoschnellstraßen oder Flugplätzen, fehlender dörflicher Charakter, zu große Tourismusbetriebsstrukturen).
- B) Pflichtkriterien, die entweder schon vorhanden sein oder kurzfristig erfüllbar sein müssen (wie z.B. ausreichende Anzahl alpiner Hütten in der Umgebung, Hochalmen und Gipfel werden von der alpinen Erschließung mit Seilbahnen und Straßen freigehalten) und
- C) Zielkriterien, die sich die Bergsteigerdörfer als Ziele zukünftiger Entwicklung setzten (wie z.B. Einrichtung einer Schutzgebietsbetreuung, Bereitstellung von aktuellen Wanderkarten und Online-Routeninformationen, Kurs- und Ausbildungsangebote vor Ort).
Die Initiative der Bergsteigerdörfer mit ihrem Kriterienkatalog stellt ein gutes Beispiel für ein zukunftsfähiges und nachhaltiges Tourismusangebot dar, vor allem im Hinblick auf die Herausforderungen, welche durch den Klimawandel zu erwarten sind. Ein Bergsteigerdorf soll ausreichend Tourismusinfrastruktur aufweisen, wobei schitouristische Erschließungsmaßnahmen und damit rein schneeabhängige Angebote nicht dominieren dürfen. Voraussetzung für das Zertifikat Bergsteigerdorf sind: Ein dörflicher Charakter (nicht mehr als 2500 EinwohnerInnen) mit kleinen Betriebsgrößen, keine großräumigen Ferienanlagen, geringe Zersiedelung, eine Gewährleitung der Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln und bergsteigertaugliche Mobilitätsangebote. Der Anteil an Schutzgebieten soll im Regelfall mehr als 20% der Gemeindefläche betragen und auch sollen die Landschaftsqualität und Biodiversität durch weitere Maßnahmen erhalten und gefördert werden. So werden Hochalmen vom Verkehr abseits öffentlicher Straßen freigehalten, Straßen und Seilbahnen enden mindestens 200 Meter unter den Berggipfeln und es wird auf Neuerschließungen und großräumige Erweiterungen verzichtet.
All diese Maßnahmen und Ziele fördern einen klimafreundlichen, nachhaltigen Tourismus und unterstützen ein vielfältiges nachhaltiges (schneeunabhängiges) Angebot für alle Jahreszeiten.
Mittlerweile gibt es rund 20 Bergsteigerdörfer – sie erstrecken sich von West bis Ost - vom Kleinen Walsertal bis Reichenau an der Rax. (April, 2014)