Hitze und Covid-19 – eine neue Herausforderung?
Hitze stellt vor allem für ältere Menschen und chronisch Kranke eine gesundheitliche Gefährdung dar. Diese Gruppe zählt auch zu den Risikogruppen für schwere Verläufe von Covid-19. Das Corona-Virus hat bisher keine Saisonalität gezeigt. Im Sommer 2020 können somit zwei relevante, gesundheitliche Risikofaktoren gemeinsam auftreten – Covid-19 und Hitzeperioden. Die WHO als auch die deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit haben Empfehlungen veröffentlicht.
Hohe Temperaturen und Hitzewellen treten seit einigen Jahren verstärkt auf und werden weiter zunehmen. Die bisherige beobachtete globale Durchschnittstemperatur lag, gemäß den Daten der NOAA, der amerikanischen Behörde für Ozeanographie, Meteorologie, Klima und Umwelt, auch im Jahr 2020 in den ersten fünf Monaten über dem langjährigen Durchschnitt. Gemäß der Weltorganisation für Meteorologie könnte 2020 wieder ein extrem heißes Jahr werden.
Hitze und die negativen Auswirkungen auf Gesundheit seit langem bekannt
Hitze und Hitzewellen zählen zu den bedeutendsten gesundheitlichen Folgen des Klimawandels. Sie werden durch den Klimawandel an Häufigkeit und Intensität zunehmen. Derzeit werden jährlich mehrere hundert Todesfälle durch Hitze in Österreich beobachtet. Bis Mitte des Jahrhunderts wird mit einem Anstieg auf bis zu 1.200 Hitzetoten pro Jahr gerechnet. Die gesundheitlichen Risiken durch Hitze betreffen vor allem ältere Menschen und solche mit Vorerkrankungen (z.B. mit Herz-Kreislauf oder Atemwegserkrankungen, Diabetes, Erkrankungen der Niere oder des Nervensystems wie z.B. Demenz), Schwangere, kleine Kinder und alle, die im Freien arbeiten. Die gesundheitsschädlichen Auswirkungen von Hitze lassen sich durch gesundheitsförderliche Verhaltensweisen weitgehend vermeiden, wobei gleichzeitig die Empfehlungen zum Schutz vor der Coronavirus-Krankheit (Covid-19) befolgt werden sollen.
Zweifaches Risiko Hitze und Covid-19
Die Risikogruppen für Hitze und Covid-19 überschneiden sich zum Teil. So zählen ältere Menschen und chronisch Kranke auch zur Risikogruppe für schwere Verläufe von Covid-19. Die für SARS-CoV-2 erforderlichen Schutzmaßnahmen gemeinsam mit erforderlichen Maßnahmen zum Schutz vor Hitze könnten medizinisches Personal und Gesundheitseinrichtungen zusätzlich belasten. Zur Bewältigung der Herausforderung haben die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sowie Expertinnen und Experten des Helmholtz Zentrum München, dem Universitätsklinikum Heidelberg und der Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG) Empfehlungen und Informationsblätter für diese besondere Herausforderung zusammengestellt. Diese beinhalten allgemeine Hinweise für besonders betroffene Bevölkerungsgruppen, für die Ärztinnen und Ärzte sowie für Pflegeheime und für medizinisches Personal, das bei großer Hitze in Schutzausrüstung arbeiten muss. Das globale Hitze-Gesundheits- Informationsnetzwerk (Global Heat Health Information Network) hat eine technisches Briefing und eine Checkliste für lokale und nationale Behörden veröffentlicht. Die Checkliste richtet sich an lokale und nationale Behörden. Die in englischer Sprache vorliegende Checkliste befasst sich mit vulnerablen Gruppen, Aspekten der Kommunikation, Grünräumen, Cooling Center etc.
Empfehlungen und Informationen zum Schutz vor Hitze in Zeiten von SARS-CoV-2
Die Herausforderung besteht darin, gesundheitliche Folgen durch Hitze zu vermeiden und gleichzeitig die Empfehlungen zum Schutz vor Covid-19 zu beachten. Das allgemeine Informationsblatt von KLUG beinhaltet generelle Empfehlungen bei großer Hitze wie z. B. körperliche Anstrengungen zu vermeiden, die Wohnung kühl zu halten, sich in der heißesten Tageszeit nicht draußen aufzuhalten, kühle Wickel und Fußbäder zu machen und ausreichend zu trinken. Zusätzlich wird hinsichtlich SARS-CoV-2 auf regelmäßiges Hände waschen, in die Ellenbeuge husten etc. hingewiesen. Das Informationsblatt bietet auch eine Erklärung zur Unterscheidung von Hitzestress und einer möglichen COVID-19 Erkrankung, da beide eine erhöhte Körpertemperatur zur Folge haben können.
Die Informationen an Ärztinnen und Ärzte zielen auf eine Vorbereitung der Praxisteams ab, eine Überprüfung der Medikation von Risikopatientinnen und -patienten sowie der Kommunikation von Risiken und Präventionsstrategien an Risikopersonen und ihren Angehörigen. Vorgeschlagen wird auch eine Anpassung der Praxisabläufe (Trennung von Patientinnen und Patienten mit Infekten von älteren Personen etc.). Nicht zu vergessen ist, dass auch das Personal in der Praxis, insbesondere bei Arbeiten unter Schutzausrüstung, genügend Trinkpausen einlegt. Wichtig ist, die Praxisräume kühl zu halten (z. B. durch Beschattung, Nachtlüftung). Ventilatoren sind auf Grund der möglichen Aufwirbelung von Aerosolen nicht zu empfehlen. Risikopersonen sollten täglich durch Angehörige, Pflegedienste oder im Zuge von Nachbarschaftshilfe kontaktiert werden. Gegebenenfalls können hier während der Covid-19-Pandemie entstandene Netzwerke genutzt werden. Fest zugeteilte Personen sind wünschenswert, um die Anzahl möglicher Kontaktpersonen zu reduzieren.
Ein eigenes Informationsblatt richtet sich an medizinisches Personal und widmet sich dem Arbeiten mit Schutzausrüstung bei Hitze. Diese besteht normalerweise aus einer Schürze oder einem Anzug, einer Gesichtsmaske, Brille und Handschuhen. Die Schutzkleidung erschwert die Ableitung der Körperwärme. Hitze stellt eine zusätzliche Belastung dar und wird durch das Tragen von Schutzausrüstung verstärkt. Um Hitzestress vorzubeugen, werden eine Reihe von Strategien für vor, während und nach der Arbeit aufgezählt, wie z. B. das Tragen von Kühlwesten. (MB, Juni 2020)
Das vierte Informationsblatt für Pflegeheimleitungen zum Gesundheitsschutz der Bewohnerinnen und Bewohner in Hitzewellen bei Covid-19-Pandemie erscheint in Kürze.