Kinder werden mehr Klimaextreme erleben als Erwachsene
Hitzewellen, Überschwemmungen, Waldbrände, Dürren und Missernten – junge Menschen werden deutlich öfter unter Wetterextremen zu leiden haben als ihre Eltern und Großeltern. Ein internationales Forscher:innenteam hat die Häufigkeiten der zu erwartenden Ereignisse konkret berechnet.
Für junge Menschen und heute geborene Kinder bewirken heute gesetzte, ambitionierte Klimaschutz- und Anpassungsmaßnahmen eindeutig eine höhere Lebensqualität. Bereits jetzt ist jedoch klar, dass junge Generationen in ihrer Lebenszeit immer mehr Hitzewellen, Überschwemmungen, Waldbrände, Dürren und Missernten erleben werden als deren Eltern und Großeltern.
Wie viel mehr klimabedingte Wetterextreme dies konkret sein werden und welchen Unterschied die Begrenzung der Erderwärmung bringt, wurde nun von Forschenden der Vrije Universität Brüssel und dem Potsdam Institut für Klimafolgenforschung zusammen mit der Kinderrechtsorganisation Save the Children untersucht. In ihrer Studie „The kids aren´t alright“ berechneten sie für alle Generationen, die zwischen 1960 bis 2020 geboren wurden, wie oft sie in ihrer Lebenszeit mit Wetterextremen konfrontiert sind.
Verstärkte Bedrohung für junge Menschen ist deutlich
Die Ergebnisse zeigen, dass im Jahr 2020 geborene Kinder zwei- bis siebenmal häufiger Klimaextreme erleben werden als Menschen, die 1960 geboren wurden. Besonders deutlich zeigt sich der Anstieg bei Hitzewellen. Eine 1960 geborene, in Europa lebende Person wird im Schnitt rund zwei bis sechs Hitzewellen erleben. Sieben Mal so viele Hitzewellen wird ein im Jahr 2020 geborenes Kind erleben. Dabei gehen die Forschenden davon aus, dass beim Klimaschutz weiter gehandelt wird wie bisher und es zu einem Temperaturanstieg von 2,4 Grad bis Ende dieses Jahrhundert kommt. Bei sehr hohen Klimaschutzbemühungen und einem Temperaturanstieg von 1,5 Grad bis Ende dieses Jahrhunderts erleben 2020 Geborene rund vier Mal so viele Hitzewellen. Bei einem Anstieg von 2,0 Grad werden es sechs Mal so viele.
Wie vielen Hitzewellen, Überschwemmungen, Waldbränden, Dürren und Ernteausfällen junge Menschen ausgesetzt sind, hängt jedoch nicht nur von ihrem Geburtsjahr ab, sondern auch davon, wo sie leben. Die Forschenden berechneten die Unterschiede zwischen geographischen Regionen und zwischen Ländern mit hohem, mittlerem und niedrigem Einkommen. Die Ergebnisse bestätigten deutlich, dass junge Generationen in tropischen Regionen und Ländern mit geringem bzw. mittlerem Einkommen am stärksten von der Zunahme an Wetterextremen betroffen sind.
Wie werden meine Kinder, wie werde ich den Klimawandel erleben?
Wer neugierig ist, wie viel mehr Wetterextreme unterschiedliche Generationen im Vergleich zu einer Welt ohne Klimawandel erleben werden, kann dies mit einem interaktiven, frei zugänglichen Online-Tool nachprüfen. Vergleichen können Sie sowohl, wie sich unterschiedliche Klimaszenarien auswirken, als auch die Betroffenheit in unterschiedlichen geographischen Regionen.
Studie liefert jungen Menschen konkrete Argumente
Die Berechnungen verdeutlichen ganz konkret, wie viel mehr junge Menschen klimabedingten Extremereignissen ausgesetzt sein werden. Die Forschenden zeigen jedoch auch, dass heute gesetzte Klimaschutzmaßnahmen zur Begrenzung der Temperaturerwärmung das Risiko für Wetterextreme deutlich senken. Damit geben die Forschenden der jungen Generation konkrete Zahlen in die Hand, um ein noch stärkeres Bemühen im Klimaschutz und der Klimawandelanpassung einzufordern. (SV, Februar 2022)