Erster Monitoringbericht zu Klimawirkungen und Anpassung

Auch Deutschland spürt die Folgen des Klimandels bereits deutlich – steigende Temperaturen, feuchtere Winter und häufigere Wetterextreme zeigen ihre Wirkung. Im ersten Monitoringbericht der Deutschen Bundesregierung zur Anpassung an den Klimawandel werden für 15 verschiedene gesellschaftliche Bereiche aufgezeigt, welche Veränderungen schon heute festzustellen sind und was dagegen getan wird.

Der Klimawandel ist in Deutschland bereits heute spürbar – diese Botschaft des ersten Deutschen Monitoringberichts zur Anpassung an den Klimawandel wurde Ende Mai bei der Veröffentlichung in zahlreiche Medien getragen. Aber was genau sind die besonders betroffenen Bereiche? Und wo werden schon Maßnahmen zur Klimawandelanpassung gesetzt? Im ersten Monitoringbericht finden sich einige Antworten auf diese Fragen.

Anhand von insgesamt 97 Indikatoren zeigt der Monitoringbericht sehr anschaulich aktuelle Trends zu Klimawandelfolgen und dem Fortschritt der Anpassung in unterschiedlichen Bereichen (Handlungsfeldern) auf, wie z.B. in der Gesundheitsvorsorge, im Bauwesen, in der Wasserwirtschaft, für die Biologische Vielfalt oder die Land- und Forstwirtschaft.

Ein paar wenige beispielhafte Ergebnisse sollen Ihnen einen kleinen Eindruck über das umfangreiche, im Bericht gesammelte Wissen zum Klimawandel und dem Stand der Anpassung in Deutschland geben:

„Hitzebelastung bringt steigende Gesundheitsrisiken“

Ein Rückblick auf die Entwicklung der Hitzeextrema in den letzten 40 Jahren in Deutschland zeigt, dass sich hier eine Zunahme abzeichnet. Insbesondere die Zahl der Hitzetage (30 Grad Celsius oder mehr) hat bereits signifikant zugenommen. Waren es in Deutschland Anfang der 50er Jahre im Durchschnitt etwa 3 Tage, sind es heute etwa 8 Tage im Jahr. Dass Hitzewellen zur erhöhten Sterblichkeit führen können hat in Deutschland – ebenso wie in Österreich - v.a. der Hitzesommer 2003 auf eine tragische Weise sehr deutlich gezeigt. Allein im deutschen Bundesland Hessen starben 781 Menschen mehr, als in einem „normalen“ Sommer.

„Rechtzeitige Hitzewarnungen – Voraussetzung für gute Prävention“

Der Deutsche Wetterwarndienst (DWD) bietet seit 2005 einen Hitzewarndienst über das Internet, als Abonnement des „Newsletters Hitzewarnungen“ oder über eine Android App, an. Die Zahl der AbonnentInnen stieg die letzten Jahre stetig an.

Diagramm Hitzebelastung
Abbildung aus dem Monitoringbericht 2015: Anzahl der heißen Tage (Tmax mind. 30°C), der Tropennächte (Tmin mind. 20°C) in Deutschland (Gebietsmittel) sowie Mittlere Anzahl von Hitzewarnungen in den DWD Warnkreisen

„Trotz zunehmender Waldbrandgefahr nicht mehr Waldbrände“

Auch im Bereich der Forstwirtschaft gibt es Vorsorgemaßnahmen, nämlich für die durch Hitze und Trockenheit zunehmende Waldbrandgefahr. Diese Vorsorge gemeinsam mit der effektiven Waldbrandbekämpfung war erfolgreich. Denn obwohl Waldbrandgefährdung in den letzten Jahren gestiegen ist, haben sowohl die Anzahl als auch die Fläche der Waldbrände nachweisbar abgenommen. An Maßnahmen wurden z.B. digitale und funkgesteuerte optische Sensoren eingesetzt in Niedersachsen eingesetzt oder die Anlage waldfreier Streifen – sogenannter Wundstreifen-, die das Überspringen von Feuer verhindern.

„Anderes Klima – andere Sorten“

In der Landwirtschaft kann die Sortenwahl hin zu wärmeliebenden Kulturpflanzenarten eine gute Anpassungsmaßnahme darstellen. Insbesondere im Weinbau, wo die Reben vorausschauend für die nächsten 20-30 Jahre gepflanzt werden, müssen die Winzer bei Neupflanzungen längerfristige Produktionsentscheidungen treffen. Beispielsweise steigen in Deutschland daher die derzeit zwar noch anteilsmäßig sehr geringen Anbauflächen der wärmeliebenden Rotweinsorten Merlot und Cabernet Sauvignon signifikant an.

„Zunahme natürlich überflutbarer Flächen fördert die biologische Vielfalt in Auen“

Der Klimawandel bewirkt Veränderungen in der Landnutzung die wiederum Auswirkungen auf die biologische Vielfalt haben. Im Monitoringbericht wird erklärt, dass diese sogenannten indirekten Klimawandelfolgen größeren Einfluss als die sich ändernden klimatischen Bedingungen auf die Entwicklung der biologischen Vielfalt haben könnten. Maßnahmen einer an den Klimawandel angepassten Landnutzung müssen jedoch nicht mit negativen Auswirkungen auf die biologische Vielfalt einhergehen, Anpassungsmaßnahmen in Land-, Forst- oder (Schutz-)Wasserwirtschaft können auch Naturschutzzielen unterstützten: Eine Maßnahme mit positiven Auswirkungen auf die biologische Vielfalt ist die dauerhafte Widerherstellung natürlicher Überflutungsflächen an Gewässern als Strategie des Hochwasserschutzes. Hier ist seit 1983 in Deutschland ein stetiger Anstieg zu beobachten.

„Einfluss des Klimawandels auf Vogelarten nimmt zu“

Vögel sind eine Tiergruppe, die schon seit langem gut beobachtet wird und die sensibel auf viele Veränderungen ihrer Umwelt reagieren. Klimaveränderungen können neben anderen Einflussfaktoren zu Veränderungen von Artengemeinschaften führen. Der Monitoringbericht hält fest, dass sich bei 88 in Deutschland häufig vorkommenden Brutvogelarten die relativen Häufigkeiten zwischen 1990 und 2010 zu Gunsten wärmeliebender Arten bzw. zu Ungunsten kälteliebender Arten signifikant verschoben haben.

Genaue Informationen und Trends zu diesen Beispielen und noch vielen weiteren anpassungsrelevanten Themen und Umsetzungsmaßnahmen werden im Bericht beschrieben und jeweils mit Graphiken und Datensammlungen anschaulich hinterlegt.

Hintergrund zum Monitoringbericht

Die wissenschaftliche Grundlage für den Bericht bildet ein Indikatorensystem, das in einem breit angelegten und mehrjährigen, vom Kompetenzzentrum Klimafolgen und Anpassung (KomPass) im Deutschen Umweltbundesamt geleiteten, Prozess erarbeitet wurde. Involviert waren zahlreiche ExpertInnen aus den zuständigen Bundes- und Länderbehörden, aus wissenschaftlichen Einrichtungen sowie aus privaten Institutionen. Der aktuelle Monitoringbericht wurde von der Interministeriellen Arbeitsgruppe Anpassungsstrategie, in der die Ressorts der Bundesregierung vertreten sind, verabschiedet. Er ist Teil des vom Bundeskabinett beauftragten Fortschrittsberichts zur Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel (DAS), die die Bundesregierung im Dezember 2008 beschlossen hat. Der gesamte Fortschrittsbericht wird Ende 2015 erscheinen. Derzeit läuft eine Onlinekonsultation zum Entwurf des Fortschrittsberichts, in die ein breiter Akteurskreis eingebunden ist. Der gesamte Fortschrittsbericht umfasst eine Analyse zu den im Aktionsplan Anpassung (2011) enthaltenen Maßnahmen, die Zusammenfassung einer Vulnerabilitätsanalyse sowie Schlussfolgerungen aus dieser Analyse gemeinsam mit einer Fortschreibung des Aktionsplans Anpassung. Die umfangreiche Darstellung des aktuellen Stands der Klimawandelanpassung im Rahmen des Deutschen Fortschrittsberichts wird durch den Monitoringbericht ergänzt. Er soll künftig regelmäßig vorgelegt werden und die Entwicklungen in den 15 Handlungsfeldern der Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel beobachten. (Juli, 2015)

Download Monitoringbericht 2015

Weiterführende Informationen

Datenquellen:

Deutscher Wetterdienst DWD, Hitzewarndienst

Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung, Waldbrandstatistik der Bundesrepublik Deutschland; Deutscher Klimaatlas-Landwirtschaft; StBA, Weinstatistik – Grunderhebung der Rebflächen und Rebflächenerhebung

Möhring et al. 2012 , Eigenrecherche des Bundesamtes für Naturschutz)

Dachverband Deutscher Avifaunisten e.V.