Plenterwald: Mit der Natur arbeiten
Unsere Wälder leiden unter Trockenheit und hohem Schädlingsdruck. Fichten-Monokulturen werden von Stürmen und starkem Borkenkäferbefall dahingerafft, große Lücken tun sich in den betroffenen Wäldern auf. Ein Modell für eine alternative Bewirtschaftungsweise ist der Plenterwald: Seine naturnahen Bestände sind stabil und weniger anfällig für Schäden. Damit ist er fitter gegen klimawandelbedingte Veränderungen.
Plenterwald – was ist das?
Der Plenterwald ist ein vom Menschen bewirtschafteter, naturnaher und stabiler Wald. Im Gegensatz zum häufig üblichen, gleichförmigen Altersklassenwald gibt es im Plenterwald auf kleinem Raum alte und junge Bäume verschiedener Arten und Dickenklassen nebeneinander. Erreicht wird dies, indem Bäume nur als Einzelstämme entnommen werden, statt große Hiebflächen kahlzuschlagen. Auf diese Weise bleiben eine vielfältige Struktur und das Waldklima dauerhaft erhalten, der Plenterwald ist somit eine Sonderform des Dauerwalds.
Etwa 2 Prozent der österreichischen Wälder werden auf diese Weise bewirtschaftet, ein großer Teil davon in Vorarlberg, etwa im Bregenzerwald.
Typische Arten im Plenterwald sind Fichte, Tanne und Buche. Teilweise kommen auch Bergahorn oder Eibe vor. Lichtbaumarten wie Eiche und Lärche sind aufgrund der eher spärlichen Lichtverhältnisse weniger für diese Betriebsform geeignet.
Pluspunkte der Plenter-Bewirtschaftung
Plenterwälder erfüllen eine Vielzahl an Funktionen. Ihre vielfältige, artenreiche Struktur weist viele ökologische Nischen auf und ist dementsprechend wertvoll für die Biodiversität. Die Bodenschichten werden besser genutzt als im herkömmlichen Altersklassenwald, da Flach-, Herz- und Pfahlwurzler nebeneinander stehen und den Boden tief durchdringen. Das trägt dazu bei, dass die Schutzfunktion des Waldes vor Lawinen, Erdrutschen und Ähnlichem trotz Holznutzung erhalten bleibt. Damit ist der Bestand auch stabiler. Windwurf, Schädlinge wie Insekten oder Pilze, Trockenheit und Sonnenbrand können dem Plenterwald weniger Schaden zufügen.
Langfristig gesehen erbringt ein Plenterwald auch ökonomische Vorteile. Die Holzernte ist regelmäßig möglich, nicht nur alle 80 bis 100 Jahre wie im Altersklassenwald. Zudem stehen für Ernte und Verkauf verschiedene Arten und Durchmesserklassen zur Auswahl. Dadurch kann kurzfristig auf Trends am Holzmarkt reagiert werden. Den größten ökonomischen Vorteil schafft die Naturverjüngung: Da, wo große alte Bäume entnommen werden, können junge Bäume mit mehr Licht- und Raumbedarf nachwachsen. Auf diese Weise geschieht die Verjüngung natürlich und Kosten für das Setzen und Pflegen junger Bäume entfallen. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass der Wildbestand die jungen Bäume nicht zerstört.
Ein weiterer Vorteil ist, dass der Wald durch seine Vielfalt landschaftlich attraktiv ist und dauerhaft zur Erholung genutzt werden kann.
Fachwissen nötig
Um das Gleichgewicht der Altersklassen und den stabilen Bestand zu erhalten, müssen die Bäume für die Entnahme mit großer Sorgfalt ausgewählt werden. Dementsprechend sind fundiertes Fachwissen und das Arbeiten mit der Natur für die Bewirtschaftung notwendig. Außerdem benötigt ein Plenterwald eine höhere Dichte an Erschließungswegen als ein herkömmlicher Wald.
Plenterwald: Krisensicher in den Klimawandel
Die reiche Vielfalt an Arten und Strukturen und die laufende natürliche Verjüngung bewirken, dass der Plenterwald weniger anfällig gegenüber klimatischen Extremen wie Stürmen und Trockenheit ist. Auch Schädlinge wie Insekten und Pilze haben weniger Angriffsfläche. Insgesamt kann der Plenterwald durch die vielfältigen Strukturen Veränderungen besser abfedern und ist somit krisensicherer.
Vorbild im Plentern
Vorzeigeregion für Plenterwälder ist die KLAR!-Region Vorderwald-Egg im Bregenzerwald. Dort wird ein großer Teil der Wälder traditionell auf diese Weise bewirtschaftet. Im Sinne der Anpassung an den Klimawandel forciert die Region die Plenterbewirtschaftung seit einigen Jahren aktiv. In Kooperation mit dem Land Vorarlberg hat sie kürzlich eine Plenterwaldfibel mit Überblickswissen und Klimafitness-Check für den eigenen Wald erstellt.
Überall Plenterwälder?
Überall zum Plenterbestand umzuwandeln, ist trotz der vielen Vorteile nicht unbedingt sinnvoll. Die Fichte, neben Tanne und Buche eine der Hauptbaumarten im Plenterwald, ist nicht für tiefe Lagen geeignet. In der Schweiz laufen Versuche, ob die Plenterbewirtschaftung auch für tiefe Lagen und bisher unübliche Arten wie die Eiche sinnvoll ist – Ergebnisse liegen aufgrund der langen Versuchsdauer noch nicht vor. Ob eine Umwandlung zu dieser Betriebsart sinnvoll ist, müssen Waldeigentümer nach ökologischen, ökonomischen und ästhetischen Gesichtspunkten für ihren Standort entscheiden. Betroffene finden über die Plattform „Wald im Klimawandel“ Unterstützung. Ziel soll jedenfalls nicht das Plentern an sich sein, sondern eine nachhaltige Nutzung der Wälder. (AS, September 2020)