BIO_CLIC: Zusammenhang von Klimawandel, Ufervegetation und Fließgewässer

Das kürzlich abgeschlossene Projekt BIO_CLIC zeigt eindrucksvoll die enge funktionale Verflechtung von Fließgewässern mit ihrer Ufervegetation. Ein intakter Pflanzenbestand am Gewässerrand mildert die Wassertemperatur erheblich und sichert mit dem anfallenden Totholz zusätzlich Lebensraum.

Aus dem Langtitel des Projektes, „Das Potential der Ufervegetation zur Minderung von Effekten des Klimawandels auf biologische Lebensgemeinschaften kleiner bis mittelgroßer Fließgewässer“, geht auch schon die Fragestellung hervor. Gefördert durch den Klima- und Energiefonds suchten drei Institute der Universität für Bodenkultur Wien nach wissenschaftlichen Antworten. Die abschließende Zusammenstellung der Ergebnisse ist noch im Gange, einige Kernaussagen sind jedoch jetzt schon ableitbar.

Kühles Nass durch Ufervegetation

Es wird wärmer – als Folge des Klimawandels. Die Auswirkungen des Temperaturanstiegs auf Ökosysteme und Biodiversität sind Gegenstand intensiver Forschung. Die Lebensbedingungen von Süßwasserbewohnern hängen unmittelbar mit der Wassertemperatur zusammen. Überhöhte Temperaturen können den ökologischen Zustand eines Gewässerabschnittes maßgeblich beeinträchtigen. Eine intakte Ufervegetation kann jedoch einfallende Strahlung bis zu 95 % abschirmen. Mit diesem Wissen als Ansatzpunkt wiesen die ForscherInnen von BIO_CLIC nun nach, dass ein ausgeprägter Bewuchs tatsächlich die Konsequenzen extremer Hitzeperioden abmildern kann. Bei kleinen bis mittelgroßen Fließgewässern wird die Wassertemperatur nachweislich von der Ufervegetation beeinflusst. Das zeigen nicht nur die Freilandmessungen an Pinka und Lafnitz, sondern das lässt sich auch gut im Computermodell nachbilden und damit auf vergleichbare Fließgewässer übertragen. Dies wiederum erleichtert großräumige Abschätzungen und auch die Verschneidung mit Klimaprojektionen. Konkret verwendeten die ForscherInnen eine Modellierungssoftware mit dem bezeichnenden Namen heatsource. Dieses Programm berechnet die Wassertemperatur aus Vegetations-, Morphologie-, Klima- und Hydrologiedaten.

Darstellung Veränderung der Temperatur von Gewässer
Im Flussverlauf verändern sich die Temperatur der Lafnitz und damit die Artenzusammensetzung. Ufervegetation hilft, die Wassertemperaturen bei Hitze niedrig zu halten.

Totholz: wertvoller Lebensraum

Zwar ging es im Projekt vorrangig um die Auswirkung der Ufervegetation auf die Wassertemperatur, die Studie brachte aber noch einen weiteren wichtigen Einfluss auf die Biodiversität zutage. Abgestorbenes Ast und Wurzelwerk, sogenannte „Totholzstrukturen“ sind nicht nur im Wald, sondern auch unter Wasser ein wertvolles Habitat. Zahlreiche seltene und bedrohte Vertreter wirbelloser Kleinlebewesen haben hier ihren Lebensraum, darunter vor allem Zeigerarten der Wasserrahmenrichtlinie.

Insgesamt kommt das Forscherteam zu dem Schluss, dass allein schon wegen der Temperaturregulation und Lebensraumfunktion eine Wiederbesiedelung der Ufer mit standorttypischer Vegetation bei Revitalisierungsprojekten unumgänglich ist.

Die Ergebnisse bilden eine wichtige Grundlage um Richtlinien für eine nachhaltige Flussrevitalisierung auszuarbeiten, die den Klimawandel und seinen Einfluss auf den Lebensraum und die darin vorkommenden Lebewesen von Fließgewässern berücksichtigen. (Juli, 2015)

Weiterführende Informationen:

Projektleitung:

DI Dr. Peter Rauch / DI Gerda Kalny (Institut für Ingenieurbiologie und Landschaftsbau)

Projektpartner: (sämtlich: Universität für Bodenkultur Wien):

Institut für Hydrobiologie und Gewässermanagement
Institut für Meteorologie
Institut für Ingenieurbiologie und Landschaftsbau

  Projektlaufzeit:

2012 - 2015

Publizierbarer Endbericht