Extreme Trockenheit und Waldbrandgefahr

Die ersten Monate des heurigen Jahres waren in vielen Regionen Österreichs von extremer Trockenheit geprägt. Betroffen waren insbesondere Teile Osttirols und Kärnten sowie der Süden der Steiermark und des Burgenlandes. Erhöhte Waldbrandgefahr, sinkende Pegelstände oder auch gesundheitliche Auswirkungen sind die Folgen.

Das Jahr 2012 verlief bisher nach den Aufzeichnungen der ZAMG sehr niederschlagsarm. Der März 2012 zählt zu den wärmsten und trockensten seit Beginn der Temperatur-Aufzeichnungen im Jahr 1767 – es wurde nur etwa ein Viertel der mittleren Märzniederschlagsmenge registriert. In vielen Regionen Österreichs – insbesondere im Süden – hat diese seit November 2011 anhaltende extreme Trockenheit zu Problemen geführt. Laut ZAMG beträgt das Niederschlagsdefizit von November 2011 bis März 2012 in diesen Regionen flächendeckend bis zu etwa 70 Prozent. Eine derartige Trockenperiode ist sehr ungewöhnlich und kommt im langjährigen Durchschnitt nur ca. alle zehn Jahre vor.

Die Auswirkungen des Niederschlagsmangels sind vielfältig und zeigen sich in sinkenden Pegelständen in Seen und Flüssen, in sinkenden Grundwasserständen, durch eine verringerte Stromerzeugung, durch erhöhte Feinstaubkonzentrationen in der Luft aber auch durch eine erhöhte Waldbrandgefahr,

Wie ausgebliebene Niederschläge zu Beginn des Jahres in Österreich, aber auch in vielen anderen Regionen Europas zu extremer Trockenheit geführt haben, zeigt sich auch anhand von Satellitendaten. Für die Vegetation ist weniger die Niederschlagsmenge, als vielmehr die tatsächliche Bodenfeuchtigkeit ein wesentlicher Parameter. Und diese kann nun von Satelliten aus gemessen werden. Anhand der von der Erdoberfläche zurückreflektierten Mikrowellenstrahlung vom EUMETSAT-Satelliten Metop kann die Bodenfeuchtigkeit berechnet werden. Das Institut für Photogrammetrie und Fernerkundung der Technischen Universität Wien hat die mathematischen Grundlagen und die Software dazu entwickelt.

Aktuelle Daten von Anfang April zeigen, dass insbesondere Spanien und Portugal stark von der Trockenheit betroffen waren. Aber auch die Trockenheit im Süden Österreichs war deutlich erkennbar (weitere Informationen siehe: Monitoring soil moisture from space).

Erhöhte Waldbrandgefahr

Durch die Klimaerwärmung ist anzunehmen, dass Trockenperioden und damit auch Waldbrände in Österreich häufiger werden. Erste Vorboten dieser Entwicklung waren bereits im Vorjahr feststellbar: Aufgrund der Rekordtrockenheit im Frühling und November wurden 2011 österreichweit ungewöhnlich viele – laut Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) mehr als 190 – Waldbrände registriert. Auch heuer mussten die Feuerwehren, vor allem im Süden Österreichs, bereits des Öfteren ausrücken. Laut BOKU konnten bis jetzt bereits mehr als 147 Waldbrände dokumentiert werden (Stand 2. Mai 2012). Die Hitzewelle Ende April mit zahlreichen neuen Temperaturrekorden führte durch die trockene Hitze mit dem teils stürmischen Föhn zu einer größeren Anzahl von Waldbränden. Zwischen dem 28. April bis 2. Mai wurden österreichweit 26 Waldbrände dokumentiert.

Auch wenn die betroffenen Flächen in Österreich bislang noch kleinräumig sind, können Waldbrände in bestimmten Lagen zu langfristiger Degradation von Boden und Vegetation führen. Dies kann in Steillagen zudem die Gefahr von Massenbewegungen wie Steinschlag, Muren bis hin zu Lawinen deutlich erhöhen.

Die BOKU Wien setzt sich mit dem Thema Waldbrand im Zuge mehrerer Forschungsprojekte und –initiativen bereits seit längerem auseinander. So werden beispielsweise am Institut für Waldbau seit 2008 das Auftreten, die Verteilung, die Ursachen und Charakteristika von Waldbränden in Österreich im Rahmen der vom Wissenschaftsfonds (FWF) finanzierten Österreichischen Forschungsinitiative Waldbrand (AFFRI – Austrian Forest Fire Research Initiative) analysiert. Wesentliches Ziel von AFFRI ist die Identifizierung von so genannten „hot spots“-Regionen für Waldbrände in Österreich. Dabei werden insbesondere mögliche Veränderungen durch den Klimawandel berücksichtigt.

Bisherige Auswertungen der rund 2.000 erfassten Waldbrände zeigen, dass die meisten Brände im Frühjahr und Sommer auftreten. Herbstbrände stellen hingegen eher eine Ausnahme dar. Vergleichsweise häufig betroffen sind Teile von Kärnten und Tirol sowie das südliche Niederösterreich. Zudem hat sich gezeigt, dass in den letzten Jahren vor allem auf der Südseite der Alpen eine deutliche Zunahme von Waldbränden zu beobachten war. Auslöser für die Brände ist in den meisten Fällen achtloses Wegwerfen von brennbaren Materialen wie Zigaretten. In den Sommermonaten spielen aber auch Blitzschlagbrände eine Rolle.

Weiters zeigen die Auswertungen der Österreichischen Forschungsinitiative Waldbrand über die letzten zehn Jahre (2002-2011), dass 2003 und 2007 mit jeweils über 200 Ereignissen besonders starke Waldbrandjahre waren. Auch hier waren jeweils Niederösterreich, Kärnten und Tirol am stärksten betroffen.

Überblick der jährlichen Waldbrandverteilung nach Bundesländern
Abbildung: Überblick der jährlichen Waldbrandverteilung nach Bundesländern

Neues Waldbrand-Warnsystem für Österreich: Das Projekt ALP FFIRS

Bis dato wurde der Vorhersage und Warnung von Waldbränden wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Mit dem EU-Projekt ALP FFIRS (Alpine Forest Fire Warning System) soll genau diese Lücke geschlossen werden. Im Rahmen des vom Alpenraumprogramm finanzierten Projekts wird ein alpenweites Warnsystem aufgebaut, welches das aktuelle Wettergeschehen, die vorhandene Vegetation und sozio-ökonomische Faktoren bei der Vorhersage berücksichtigt. Als Hauptaufgabe gilt die Bereitstellung einer Entscheidungshilfe für die Behörden und Feuerwehren, um das Waldbrandrisiko tagesaktuell besser und genauer abschätzen zu können. Das Waldbrandrisiko wird dabei erstmals auf Basis eines einheitlichen Gefährdungsindex und damit vergleichbar mit dem gesamten Alpenraum dargestellt.

Im Projekt ALP FFIRS arbeiten insgesamt 14 öffentliche Institutionen wie Wetterdienste, Universitäten, regionale und nationale Behörden aus Italien, der Schweiz, Österreich, Slowenien, Frankreich und Deutschland zusammen. Gemeinsam mit der ZAMG ist die BOKU als österreichischer Partner im Projekt involviert. Das transnationale Projekt soll eine Koordination der vorhandenen Warnsysteme für Waldbrände über die nationalen Grenzen hinweg möglich machen.

Im Frühjahr 2012 startete der operative Testbetrieb des österreichischen Waldbrandwarnsystems. Im Sommer soll auf der Website der ZAMG - ähnlich dem derzeitigen Wetterwarnsystem -tagesaktuelle Analysen des Waldbrandrisikos sowie entsprechende Vorhersagen erstellt und aufbereitet werden. Diese Warnungen sind öffentlich zugänglich und können von allen Interessierten abgerufen werden.

FIRIA – Fire Risk Austria

Ein weiteres in Österreich laufendes Forschungsprojekt zur Thematik Waldbrand ist das vom Klima- und Energiefonds geförderte Projekt FIRIA (Fire Risk and Vulnerability of Austrian Forests under the Impact of Climate Change). In dem 2011 gestarteten Projekt arbeiten das Institut für Meteorologie sowie das Institut für Waldbau der BOKU Wien, das alpS Zentrum für Klimawandel-Anpassungs-Technologien und das Institut für Geographie und Raumforschung der Universität Graz zusammen.

Die Untersuchungsregion im Projekt ist das Bundesland Tirol. Hier werden Zusammenhänge zwischen historischen Aufzeichnungen von Waldbränden, der Vegetationszusammensetzung und Waldbrandindizes untersucht. Dabei werden die Auswirkungen von Waldbränden unter veränderter Umweltbedingungen und sozioökonomischer Rahmenbedingungen auf die zukünftige Schutzerfüllung von Wäldern analysiert. Für Gebiete, die aktuell und zukünftig vermehrt von Waldbränden gefährdet sind, sollen im Rahmen des Projekts Gegenmaßnahmen entwickelt werden.

Die erwarteten Ergebnisse des noch bis 2014 laufenden Projekts umfassen u. a. eine Datenbank der historischen und aktuellen Waldbrände in Tirol sowie eine Gefährdungskarte der heutigen und zukünftigen Waldbrandsituation. Die erarbeiteten Richtlinien zur Waldbewirtschaftung und Feuerbekämpfung sollen EntscheidungsträgerInnen in der Forstwirtschaft zur Verfügung stehen.

Weitere Information zum Thema Trockenheit und Waldbrand 

Wenn sie die Dokumentation von Waldbränden im Rahmen von AFFRI unterstützen wollen, bietet die Online-Erfassung Möglichkeit dazu.