Start ins zweite Jahr Klimawandelanpassungs-Netzwerk

Mit der Jahresveranstaltung am 6. Oktober 2022 in St. Pölten startete das Klimawandelanpasssung-Netzwerk in sein zweites Jahr. Das vor einem Jahr gegründeten Netzwerks bringt Menschen zusammen, die sich in der Umsetzung von Anpassungsagenden engagieren. Beim Jahrestreffen wurden die Erfolge des ersten Jahrs vorgestellt, Erfahrungen ausgetauscht und Themen für zukünftiges Zusammenarbeiten festgelegt.

6. Oktober 2022, St. Pölten: Im Panorama Saal der Hypo NÖ fanden sich mehr als 100 Interessierte zum Netzwerken ein. Motiviert startete der Tag mit einer Video-Botschaft der Frau Bundesministerin Gewessler. Auch sie ist vom hohen Stellenwert der Anpassung an den Klimawandel überzeugt. Am Programm des 2. Netzwerktreffens standen spannende Vorträge, ein Resümee der Ergebnisse aus dem Vorjahr und die Formierung neuer Arbeitsgruppen und Themen.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Jahresveranstaltung Klimawandel-Netzwerk 2022 in Sankt Pölten.

Ein Netzwerk für die Klimawandelanpassung in Österreich

Das Österreichische Netzwerk innovativer Klimawandelanpassung für Praktiker:innen auf regionaler Ebene wurde vor einem Jahr unter der Federführung des Klima- und Energiefonds gegründet, unterstützt durch das BMK und alle neun Bundesländer.

Das Netzwerk soll Akteur:innen der Klimawandelanpassung über Programm- und Verwaltungsgrenzen hinweg zusammenführen mit dem zentralen Ziel, den Erfahrungsaustausch zu fördern, erprobtes Wissen auch anderswo zu nutzen und Anpassungsaktivitäten zu beschleunigen. Das Netzwerk spricht alle Personen an, die in der Umsetzung von Anpassungsagenden auf Regional- und Gemeindeebene aktiv sind. Das sind zum Beispiel Manager:innen von KLAR!, KEM, LEADER, Klimawandelanpassungsberater:innen oder Auditor:innen des Vorsorgechecks Naturgefahren im Klimawandel. Der Kreis richtet sich aber auch an Forschende und Unternehmen, die sich mit der Klimawandelanpassung beschäftigen.

Eine Besonderheit des Netzwerks besteht darin, in Arbeitsgruppen über den Zeitraum von einem Jahr zu bestimmten anpassungsrelevanten Themen zusammenzuarbeiten. BMK, Bundesländer und Klima- und Energiefonds begleiten die Netzwerkaktivitäten in Form einer Kernsteuerungsgruppe. Die Themenvorschläge kommen einerseits von den Akteur:innen selbst – sie können kontinuierlich per E-Mail eingebracht werden, andererseits aus der Kernsteuerungsgruppe. Als am 23. September 2021 beim 1. Netzwerktreffen der Startschuss für das Anpassungsnetzwerk in Graz fiel, starteten vier Arbeitsgruppen mit der Bearbeitung der folgenden Themen: 1) Sammlung praxisrelevanter Infos für Behörden und Entscheidungstragende, 2) Kommunale Klimawandelanpassung & klimafittes Bauen, 3) Klimawandelanpassung für Betriebe und 4) Katastrophenschutz.

Vielfalt an Ergebnissen aus dem ersten Jahr Klimawandelanpassungs-Netzwerk

Beim diesjährigen Netzwerk-Treffen in St. Pölten stellten die Arbeitsgruppenleiter:innen ihre teils schon sehr konkreten Ergebnisse vor. Die ideenreichen und qualitätsvollen Ergebnisse spiegeln das große Engagement der Mitwirkenden wieder – ihnen gebührt ein großes Dankeschön!

AG1: Sammlung praxisrelevanter Infos für Behörden und Entscheidungstragende

Um Gemeinden bestmöglich bei der Umsetzung von Klimawandelanpassung zu unterstützen, beschäftigte sich die Gruppe mit der Frage nach dem geeignetsten Anforderungsprofil eines Online-Praxisleitfadens. Dieser, so ist sich die Gruppe einig, soll als Meta-Suchmaschine auf der KWAN-Website zur Verfügung stehen. Zur Entscheidungsfindung, welche Eigenschaften ein solcher Leitfaden aufweisen muss, führte die Gruppe einen Praxischeck von bestehenden Werkzeugen durch und überlegte sich Schlüssel-Zielgruppen, auf die das Tool abgestimmt werden sollte. Der Inhalt, so kamen die Mitwirkenden zum Schluss, soll in 2 unterschiedlichen Informationstiefen angeboten werden und ein Switchen von allgemeinen Infos zu Detailinformationen ermöglichen. Dem Praxisleitfaden soll eine interaktive Karte mit thematischen Layern zugrunde liegen, er richtet sich vor allem an verschiedene Akteursgruppen auf Gemeindeebene, enthält aber auch eine Schnittstelle zu Land, Bund und EU, insbesondere im Hinblick auf Forschung und Praxis. Neben Daten, Fakten und Prozessanleitungen liegt ein Schwerpunkt auf der Sammlung von anschaulichen Praxis-Beispielen. Tanja Tötzer vom AIT, die Leiterin der Arbeitsgruppe, betonte abschließend, dass alle Mitwirkenden das Aktuell-Halten eines solchen Tools als essentiell erachten und es hierfür sowohl Ressourcen als auch Zuständige braucht.

AG2: Kommunale Klimawandelanpassung und klimafittes Bauen

Das Thema klimaangepasstes Bauen und Sanieren betrifft jede Gemeinde. Gemeinden bzw. Bürgermeister:innen wissen aber oft nicht, wie sie das Thema angehen bzw. an wen sie sich wenden sollen. Hier setzen die Überlegungen der Arbeitsgruppe 2 an. Sie möchte das Grundgerüst für einen Leitfaden entwickeln, der die wichtigsten Grundlageninformationen zum Thema einfach und verständlich zusammenfasst und auf den Punkt bringt. Er ist als praktisches Werkzeug für Gemeinden zur Kommunikation mit Planer:innen und Architekt:innen gedacht, um klimaangepasstes Sanieren und Bauen von Gemeindeobjekten- und quartieren in die Umsetzung zu bringen. Die angedachte Maßnahmen-Sammlung soll nach den klimawandelbedingten Betroffenheiten wie Starkregen & Hochwasser, Hitze & Trockenheit oder Hagel & Sturm gegliedert werden.

Zusätzlich zum Leitfaden soll eine virtuelle Checkliste einen Klima-Check auf Gemeindeebene ermöglichen. Durch Abfrage des Objekttyps und Fragen zu den klimawandelbedingten Betroffenheiten erhalten die User:innen eine Auswertung zum Anpassungspotenzial ihrer geplanten Gebäude bzw. Quartiere. „Leitfaden und Checkliste sollen die richtigen Fragen stellen und zeigen, wo sich fundierte Antworten finden lassen“, so die Arbeitsgruppenleiterin Daniela Greiner von der Energie Agentur Steiermark. Das Grundgerüst für beide Tools liegt bereit für die nächsten Umsetzungs-Schritte.

AG3: Klimawandelanpassung & Betriebe

Im Fokus dieser Arbeitsgruppe stehen Fragestellungen, wie Betriebe ein Bewusstsein für die Wichtigkeit der Klimawandelanpassung entwickeln und zugleich als Multiplikatoren für die Thematik auftreten können. Die Arbeitsgruppe 3 erarbeitete basierend auf einer Analyse bestehender Hemmnisse eine Reihe von Empfehlungen. Diese fokussieren auf die Bereiche Kommunikation & Beratung, Netzwerke & Programme, Ö-Normen & EU-Taxonomie sowie auf Innovation & Forschung. Dazu sollen etwa Kommunikationsstrategien entwickelt werden, um das Bewusstsein für klimawandelangepasstes Handeln zu erhöhen, oder die Klimawandelanpassung bewusst in Beratungsangebote zu integrieren. Ein Vorschlag sieht vor, eine Community of Practice für betroffene Betriebe zu etablieren, in der sich diese vernetzen und über Herausforderungen und Erfahrungen austauschen können.

Als wichtig wurde auch erachtet, die Inhalte der ÖNORM EN ISO 14090 und ÖNORM ISO 14091 zu vereinfachen und als Arbeitsmaterial zur Verfügung zu stellen. Last but not least soll die Klimawandelanpassung ihren Weg auch in klimaresiliente Geschäftsmodelle und in die Forschung finden. Sabine Seidler, Managerin der KLAR! Region Nationalparkgemeinden Oberes Mölltal und Leiterin der Arbeitsgruppe, stellt abschließend die erforderlichen To-Dos für die Entwicklung des praxisrelevanten Tools für klimaresilient-integrative Geschäftsmodelle in KMUs vor.

AG4: Katastrophenschutz

Das Ziel dieser Arbeitsgruppe ist es, Gemeinden und Bürgermeister:innen bestmöglich auf Naturgefahren und deren Auswirkungen vorzubereiten. Dazu möchte die Arbeitsgruppe ein Praxishandbuch für Bürgermeister:innen als Ergänzung zu lokalen Katastrophenplänen erarbeiten. Als Resultat einer Ist-Analyse erscheint das Format einer Katastrophenmanagement-Mappe als geeignetstes Instrument, das Tipps und Tricks aus erster Hand von der Prävention bis hin zur Krisenkommunikation, zum Verständnis von Prozessen und Abläufen sowie Rollenklärungen enthält. Zusätzlich soll ein Schulungskonzept mit Basis-Informationen für Bürgermeister:innen und Gemeindeeinsatzleitung erarbeitet werden. Dabei, so hat sich die Arbeitsgruppe überlegt, sollen praxisnahe Planspiele zum Üben für den Ernstfall, also für Prozesse in den ersten Stunden einer Katastrophe, am Programm stehen. Die vorgeschlagenen Tools sind Ergebnisse aus der Gruppenarbeit, in deren Rahmen bereits Befragungen und Recherchen durchgeführt und Input von Bürgermeister:innen eingeholt wurde. Die bereits sehr praxisorientierten Vorschläge hat Matthias Themessl von der ZAMG im Namen der Arbeitsgruppe 4 vorgestellt.

Blick über das Publikum nach vorne zur Präsentation.

Expert:innen-Vorträge beim 2. Netzwerktreffen

Neben den Präsentationen der Ergebnisse aus den Gruppenarbeiten veranschaulichte Christian Resch, Geschäftsführer des Vereins Disaster Competence Network Austria die Herausforderungen und Chancen im Umgang mit Katastrophenrisiken. Das umfasst Katastrophenrisiken, die beispielsweise durch Extremwetterereignisse oder etwa durch ein Blackout hervorgerufen wurden.

Susanne Formanek, Geschäftsführerin der GRÜNSTATTGRAU GmbH, gewährte Einblicke in Produkt- und Dienstleistungsinnovationen zur Beschleunigung der Umsetzung von Klimawandelanpassungs-maßnahmen. Besonders zum Staunen brachte sie das Publikum mit dem „save-WC“, Sieger des Wallpaper Design Awards 2020 in der Kategorie „Life Enhancer of the Year“. Eine solche Toilettenanlage befindet sich derzeit in einem Wiener Wohnprojekt in Umsetzung.

Formieren neuer Arbeitsgruppen und Themenauswahl

Am Nachmittag des Netzwerk-Treffens ging es dann in die Gruppenarbeit. Davor stellte Clemens Gattringer vom Klima- und Energiefonds drei neue Themen für das kommende Jahr vor, welche die Steuerungsgruppe festgelegt hatte: Die beiden Themen „Sammlung praxisrelevanter Infos für Behörden und Entscheidungstragende“ und „Kommunale Klimawandelanpassung und klimafittes Bauen“ aus dem Vorjahr werden weitergeführt. Das Bauthema soll erweitert werden um die Bereiche urbane Klimawandelanpassung und Infrastruktur. Das dritte Thema ist neu und lautet „Gesundheit & Resilienz“.

Das vierte Thema wurde über Voting durch die Teilnehmenden bestimmt. Es standen folgende Themenvorschläge zur Auswahl: A) Alternative Finanzierungsformen, B) Geschäftsmodelle für die Klimawandelanpassung, C) Konzeptualisierung & Kommunikation, D) Flächenverbrauch, Entsiegelung & Nature-based Solutions. Diese Themen entstanden durch Clusterung der Vorschläge, die die Netzwerker:innen im Vorfeld an den Klima- und Energiefonds per Email übermittelt hatten. Jede und jeder durfte einen Punkt für ihr / sein am meisten favorisiertes Thema vergeben. Als Siegerin ging das Thema „Flächenverbrauch, Entsiegelung & Nature-based Solutions“ hervor und wurde somit als viertes Arbeitsgruppen-Thema festgelegt.

Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei der Gruppenarbeit am Nachmittag.

Im Rahmen eines Pro Action Cafés konnten sich die Teilnehmenden Themen auswählen und in die Gruppenarbeit starten. Das Umweltbundesamt, Team Klimawandelanpassung, zeigte sich für die Gesamtmoderation und die Begleitung der vier Gruppen durch das Pro Action Café verantwortlich. Die Ergebnisse der vier Gruppen mit einer ersten Ideensammlung und möglicher Projektideen sind in Kürze auf der Website des Klimawandelanpassungsnetzwerks einzusehen. Die Gruppenbildungen und Zuordnung von Personen sind noch nicht abgeschlossen. Der Klima- und Energiefonds wird das Netzwerk per Email informieren und freut sich über Ihre Mitarbeit. Wir wünschen gutes Gelingen und freuen uns schon auf das nächste Netzwerktreffen zur Klimawandelanpassung!

Ein großes Dankeschön gebührt neben dem Klima- und Energiefonds auch dem Land Niederösterreich für die Organisation der tollen Räumlichkeiten und des feinen kulinarischen Angebots. (EM, November 2022)

Weitere Informationen

www.anpassungsnetzwerk.at

Newsletter Artikel 2021: Startschuss für das Anpassungs-Netzwerk

Kontakt Netzwerkmanager:

Klima- und Energiefonds, Clemens Gattringer, 01 585 03 90-57

Präsentationen vom 2. Netzwerktreffen in St. Pölten (folgen in Kürze)