RESPECT
Kurzfassung (Quelle: Publizierter Endbericht, RESPECT, ACRP 9th Call)
Schäden durch Klima- und Wetterextreme, wie Überschwemmungen und Dürren, haben in den letzten Jahrzehnten zugenommen und werden sich mit dem Fortschreiten des Klimawandels und der sozioökonomischen Entwicklung noch ausweiten. Österreich ist dabei überwiegend Hochwasser- und Dürreereignissen ausgesetzt, die oft gravierende soziale und wirtschaftliche Folgen nach sich ziehen. Solche klimarelevanten Risiken werden bereits heute im Rahmen des Naturgefahrenmanagements sowie der Klimawandelanpassung aufgegriffen und bewältigt. Um jedoch diese Klimarisiken noch effektiver zu managen, sollten diese beiden Bereiche unter dem Dach des Klimarisikomanagements (KRM) verknüpft werden (Jones et al., 2014). Ein pro-aktives KRM ist essenziell, um den Herausforderungen an dieser Schnittstelle wirkungsvoll zu begegnen. Übergeordnetes Ziel von RESPECT war es, die Einführung eines umfassenden KRM in Österreich wissenschaftlich zu unterstützen. In enger Zusammenarbeit mit relevanten Stakeholdern verfolgte das RESPECT-Projekt folgende Ziele: (1) Zusammenstellung von Klimarisikoinformationen für Österreich, einschließlich Risiko Governance Aspekte; (2) Verwendung dieser Informationen zusammen mit einer räumlichen und zeitlichen Risikobewertung, zur Ermittlung des aktuellen Klimarisikos, sowie möglicher zukünftiger Szenarien und Interventionsmaßnahmen; (3) Identifizierung von Rollen und Verantwortlichkeiten im KRM durch den Einsatz partizipativer Forschungsmethoden auf lokaler Ebene; (4) Ermittlung der potenziellen fiskalischen Risiken für Österreich, wenn implizite und/oder explizite klimabedingte Risiken im öffentlichen Haushalt schlagend werden; (5) Schließung der Lücke zwischen Forschung, Praxis und Politik in Bezug auf ein umfassendes KRM in Österreich. Der erste Schritt des RESPECT-Projekts bestand darin, die aktuellen Entscheidungs- und Politikgestaltungsprozesse im KRM auf lokaler und nationaler Ebene zu analysieren. Aufbauend auf dieser Analyse, wurden digitale Karten für das Hochwasser- und Dürrerisiko in Österreich entwickelt, welche auf umfassenden Klima- und sozioökonomischen Daten beruhen. Diese Karten und Daten wurden in Fallstudien auf nationaler und lokaler Ebene eingesetzt. Auf lokaler Ebene wurde eine Rollenspielsimulationen entwickelt, um Rollen und Verantwortlichkeiten im KRM partizipativ zu identifizieren und zuzuordnen. Auf nationaler Ebene wurde ein Modell zur stochastischen Schuldensimulation entwickelt, um potenzielle Eventualverbindlichkeiten des öffentlichen Sektors aufgrund des aktuellen und zukünftigen Hochwasserrisikos zu bewerten. Die Stakeholder-Analyse ergab, dass KRM (noch) nicht explizit in die österreichische Risikomanagementlandschaft eingebettet ist. Unsere Ergebnisse zeigen, dass es an dieser Schnittstelle in Österreich auf verschiedenen Ebenen erheblichen Verbesserungsbedarf gibt. Gemeinsam mit österreichischen Stakeholdern wurden verschiedene Maßnahmen entwickelt um das KRM Konzept in die politische und institutionelle Risiko-Governance-Landschaft Österreichs zu integrieren. Zum Beispiel wurde die Einrichtung eines nationalen Klimarisikorates, der für die zentrale Koordinierung der großen Anzahl von AkteurInnen im KRM zuständig ist, vorgeschlagen. Aufbauend auf einer umfassenden Indikator- und Literaturdatenbank wurden insgesamt 87 Indikatoren für die sozioökonomische und physische Vulnerabilität hinsichtlich Überschwemmungen sowie für die sozioökonomische Vulnerabilität hinsichtlich landwirtschaftlicher Dürren entwickelt. Danach wurden die Vulnerabilitätsindizes in Klimarisikobewertungen, mit besonderem Schwerpunkt auf Hochwasser, integriert. Im Mittelpunkt dieser Bewertung stand die Integration verschiedener Indikatoren durch den „Geon-Ansatz“, der darauf abzielt, homogene Einheiten von Vulnerabilität / Risiko zu modellieren, die von administrativen Grenzen unabhängig sind. Die in der lokalen Fallstudie verwendete Rollenspielmethode erwies sich als vielversprechendes partizipatives Format für die Förderung von KRM in der Praxis. In einer ersten Bewertung der Methode stellten die TeilnehmerInnen fest, dass die verschiedenen Stakeholder auf diese Weise die wichtige Möglichkeit zum Austausch erhalten und dass das Konzept, die Rolle eines anderen Stakeholders zu übernehmen, ein hohes Potenzial hat, das Verständnis und die Akzeptanz der verschiedenen Interessen zu fördern. Die Rollenspielmethode wurde in einem Handbuch dokumentiert, welches zur Unterstützung der Anwendung des Rollenspiels in der Praxis allen AnwenderInnen frei zur Verfügung steht. Ein stochastisches Schulden-Simulationsmodell wurde entwickelt um mögliche Eventualverbindlichkeiten des öffentlichen Sektors aufgrund des gegenwärtigen und zukünftigen Hochwasserrisikos zu bewerten. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Klimaextreme an sich auch in Zukunft keinen kritischen fiskalischen Druck auf Österreich ausüben werden. Gleichzeitig muss die bestehende Ex-ante Regelung des österreichischen Katastrophenfonds im Hinblick auf einen längerfristig ökonomisch nachhaltigen Umgang mit extremen Hochwasserrisiken kritisch überprüft werden. Die Methodik kann auch in anderen EU-Mitgliedstaaten angewandt werden, potenzielle fiskalische Auswirkungen eines breiteren Spektrums von Naturgefahren, z. B. Hitzewellen und Dürren, berücksichtigen und auf öffentliche Kosten für den Klimaschutz und die Anpassung an den Klimawandel ausgedehnt werden.
Weitere Informationen:
Projektleitung: Dr. Thomas Schinko, International Institute for Applied Systems Analysis (IIASA)
Projektpartner: Wegener Center für Klima und Globalen Wandel, Universität Graz (Steiermark) Paris-Lodron Universität Salzburg, Interfakultärer Fachbereich Geoinformatik – Z_GIS (Salzburg) ACRP 9 – RESPECT | Publishable Final Report 2/54 Allgemeines zum Projekt Universität Innsbruck, Institut für Geographie (Tirol)
Projektlaufzeit: 2017-2019